Donnerstag, 31. Januar 2013

Ford 30.7.1913-29.7.1914

Der 50-jährige Henry Ford hat den Autorennbetrieb satt. Soeben ist ihm die Teilnahme am "Indianapolis 500" mit der Unsinnsbegründung verwehrt worden, sein Wagen sei 500 Kilogramm zu leicht. Dieser ist ein umgebautes Modell T der Marke Ford. Die technisch anspruchslose, dafür aber bedienungs- und reparaturfreundliche "Blechliesel" ist seit Jahren ein Riesengeschäft. Um eine immer massenhaftere Produktion sicherzustellen, führt der Namensgeber der Ford Motor Company 1914 die Fließbandfertigung ein, und der Autopreis halbiert sich. Damit auch alle Arbeiter einen Ford kaufen, bezahlt er die seinen überdurchschnittlich. Auch belässt er es bei einem zukunftsweisenden Achtstundentag. Nur von Gewerkschaften will er nichts hören.

100 Wörter, 730 Zeichen

Obama 4.8.2011-3.8.2012

US-Präsident Barack Obama (50) muss einen Termin, der ihm sehr am Herzen liegt, wegen des Wirbelsturms Irene um zwei Monate verschieben. So kann er erst Mitte Oktober 2011 das Nationaldenkmal für Martin Luther King in Washington einweihen. Im Mai 2012 verfolgt er im Weißen Haus an einem Bildschirm mit, wie in seinem Auftrag der lange gesuchte Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 in einem pakistanischen Versteck aufgespürt und erschossen wird: Osama bin Laden. Diese Kommandoaktion liegt zeitlich am Beginn von Obamas Kampagne zur Wiederwahl. Es zeichnet sich ab, dass der republikanische Herausforderer des demokratischen Amtsinhabers Mitt Romney sein wird.

100 Wörter, 672 Zeichen

Mateschitz 20.5.1994-19.5.1995

Dietrich Mateschitz (50), Salzburger Mittelständler, darf endlich auch in Deutschland und der Schweiz sein anregendes Süßgetränk verkaufen: den aus Thailand stammenden, für den Geschmack von Europäern aufbereiteten Energy-Drink Red Bull. Trotz der Genehmigungen bleibt das "Flüüügel" verleihende Produkt etwas anrüchig, was seiner internationalen Vermarktung indessen seinerseits Flügel verleiht und solche als Schmuggelware etwa nach Bayern bereits verliehen hat. So ist der Markenname "Red Bull" europaweit 1994 schon in aller Munde. Das Getränk verkauft sich bei seinem offiziellen Einstand außerhalb Österreichs dermaßen, dass ein Vierteljahr lang die Lieferungen wegen Überlastung der Dosenfabriken ausbleiben. Dennoch schlägt eine Milliarde Schilling Umsatz zu Buche.

100 Wörter, 773 Zeichen

QUELLE
  • Wolfgang Fürweger (2008): Die Red-Bull-Story; Haymon 2012

2013-01 / Zeitgeschehen im Januar

In Ägypten kommt es zu Unruhen wegen der neuen Verfassung, die der 2012 gewählte Präsident und führende Muslimbruder Mursi diktatorisch in Kraft gesetzt hat. In Indien löst die tödliche Vergewaltigung einer Studentin Proteste gegen die Herabwürdigung der Frauen aus. In China sind vor allem wegen des hohen Kohleverbrauchs mehr als 100 Millionen Menschen wochenlang einem Smog ausgesetzt, der die Grenzwerte um das bis zu Hundertfache überschreitet. US-Präsident Obama tritt seine zweite Amtszeit an; als Außenminister wird John Kerry Nachfolger von Hilary Clinton. Der französische Präsident Hollande entsendet Streitkräfte nach Mali, um der dortigen Regierung im Kampf gegen militante Islamisten beizustehen.

(100/710)

Maybach 9.2.1896-8.2.1897

August Wilhelm Maybach (50) ist seit Kurzem technischer Direktor der Cannstatter Daimler-Motoren-Gesellschaft. Dort trägt er als "König der Konstrukteure" maßgeblich zur weiteren Entwicklung des Autos bei, das Mitte der 1890er Jahre noch in den Kinderschuhen steckt. Nach wie vor beherrschen in den großen Städten statt "automobiler Wagen" Pferdedroschken das Straßenbild. Doch Maybach, der schon in Köln-Deutz den mit Leichtbenzin betriebenen Otto-Motor zur Serienreife gebracht hat, nimmt sich jetzt des Vierzylinder-Antriebs an, dessen Leistung er auf bis zu 23 Pferdestärken steigert. Für diese hohen PS-Zahlen erfindet er eine neue Kühlungstechnik: einen Wasserbehälter mit Hunderten von Messingröhrchen, durch die der Fahrtwind strömt.

100 Wörter, 741 Zeichen

WEBLINKS

Mittwoch, 30. Januar 2013

Jobs 24.2.2005-23.2.2006

Steve Jobs (50) ist mehr als ein halbes Jahr nach der Operation an seiner Bauchspeicheldrüse überzeugt, vom Krebs geheilt zu sein. Dafür spricht auch die vollständig wiedergekehrte Unternehmungslust der Galionsfigur des amerikanischen Apple-Konzerns. Jobs kündigt im Juni 2005 an, demnächst für die Mac-Computer nur noch Prozessoren von Intel zu verwenden. Das iPod-Abspielgerät gibt es neuerdings mit Farbbildschirm. Im September wird der iPod mini durch den superkompakten iPod nano ersetzt. Im Oktober startet die iTunes Handelsplattform mit dem Verkauf von Videos; gleichzeitig werden iPods videotauglich. Schließlich gelingt im Januar 2006 ein Coup, der Jobs zum größten Einzelaktionär bei Disney werden lässt.

100 Wörter, 715 Zeichen

QUELLE
  • Walter Isaacson (2011): Steve Jobs; Bertelsmann

Dienstag, 29. Januar 2013

Das Internet ist so alt wie die Welt

Unter dem Internet haben wir die digitale Kommunikationsplattform des World Wide Web verstehen gelernt. Eine globale Vernetzung der Kommunikation ist indessen bereits seit Jahrtausenden das Wesensmerkmal jeder Hochkultur, sei sie massendemokratisch, elitenrepublikanisch oder feudalherrschaftlich ausgeprägt. Und selbst im urwüchsigen Stadium der Gesellschaft sind die Menschen in ein Netz geworfen, das allumfassend zu sein scheint – in ein mythisch-archaisches Internet, das dem hochkulturell-klassischen und dem spitzentechnologisch-modernen vorausgeht. In jedem Fall handelt es sich um Flechtwerke einer Welt mit Dorfcharakter beziehungsweise eines Dorfes mit Weltcharakter, wo quasi jeder mit jedem in einer mehr oder weniger engen, mehr oder weniger guten Beziehung steht.

Montag, 28. Januar 2013

Jobs 24.2.1989-23.2.1990

Steve Jobs (34) hat der Geschäftserfolg mit dem Apple Macintosh zum Multimillionär gemacht. "Der gemachte Mann", wie ihn seine Schwester Mona in einem ihrer Romane titulieren wird, betreibt mittlerweile in Palo Alto (Kalifornien) ein neues Computerunternehmen, wo er einen würfelförmigen Spitzenrechner "für das höhere Bildungswesen" entwickelt hat, der im Frühjahr 1989 in den Handel gelangt. Doch der allzu vielen Interessenten allzu kostspielige NeXTcube wird ein großer Flop. Gleichzeitig endet seine leidenschaftliche Beziehung mit Christina Redse (30), die seinen Heiratsantrag aus Furcht, wahnsinnig zu werden, nicht annimmt. Im Oktober desselben Jahres tritt Laurene Powell (26) in sein Leben, die spätere Ehefrau.

100 Wörter, 722 Zeichen

QUELLE
  • Walter Isaacson (2011): Steve Jobs; Bertelsmann 

Karibik

Karibik nennt man das Karibische Meer samt den "Westindischen" Inseln. Zu diesen werden auch zwei nichtkarabische Inselgruppen des Atlantiks gezählt: die Bahamas sowie die britischen Turks- und Caicosinseln. Die "echten" karibischen Inseln verteilen sich auf die Großen und die Kleinen Antillen; die größte der großen ist Kuba, die größte der kleinen Trinidad. Die Karibik gilt wegen ihrer zu mehr als 70 Prozent spanisch sprechenden circa 36 Millionen Bewohner als Teil von Iberoamerika. Am Boden des bis zu 7.680 Meter tiefen Karibischen Meers trifft die Karibische Platte mit der Nordamerikanischen Platte zusammen – Grund für häufige Erdbeben in dieser Region.

100 Wörter, 664 Zeichen

Sonntag, 27. Januar 2013

Monaco

Monaco ist ein mediterraner Stadtstaat südlich, östlich und westlich des einzigen Nachbarlands Frankreich. Dicht gedrängt erheben sich auf einer Fläche von gerade einmal zwei Quadratkilometern die Behausungen von rund 35.000 Monegassen. Durchschnittlich ebenfalls Zehntausende von Besuchern am Tag tun für die Enge ein Übriges. Anziehungspunkte der Steueroase sind das Spielcasino im Prominentenviertel Monte Carlo, der Yachthafen zahlreicher Multimillionäre sowie Prachtbauten der Kirche und des Fürstengeschlechts der ursprünglich genuesischen Grimaldis, die sich seit dem 13. Jahrhundert an dem einstmaligen Handelsplatz von Phöniziern und Griechen behaupten. Auch zwei alljährlich stattfindende Sportereignisse gehören zu den großen Attraktionen: ein Zirkusfestival und ein Formel-1-Autorennen.


QUELLEN

Freitag, 25. Januar 2013

Nauru

Nauru ist unter den Staaten der Erde die kleinste Republik, wo allerdings Sippschaften statt programmatische Gefolgschaften um die politische Vorherrschaft konkurrieren. Das gesamte Staatsgebiet ist eine abgelegene, gut 21 Quadratkilometer kleine Insel östlich von Papua-Neuguinea und nahe am Äquator. Von 1888 bis 1914 war das Eiland ein Protektorat des deutschen Kaiserreichs. Damals wurde mit dem Abbau hochwertiger Phosphate begonnen, die mittlerweile schonungslos ausgebeutet sind. Die gemischte Bevölkerung des seit 1968 unabhängigen Inselstaats erzielte eine Zeitlang das weltweit höchste Pro-Kopf-Einkommen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat kurz ein mit Australien abgestimmtes, "pazifische Lösung" genanntes Geschäft aus der Übernahme von Bootsflüchtlingen geblüht.

Tuvalu

Tuvalu ist ein Inselstaat in der Südsee. Die vormalige britische Kronkolonie ist seit 1978 ein unabhängiges Mitglied des Commonwealth. Das größte der neun Korallenriffe ist Funafuti mit der Hauptstadt Vaiaku. Insgesamt leben auf 26 Quadratkilometern rund 10.000 Menschen, die zu mehr als 95 Prozent Polynesier und Protestanten sind. Die bescheidenen Einnahmequellen (Kokosplantagen, Fischerei, Briefmarken) sind die eines Entwicklungslandes. Im 19. Jahrhundert wurde ein Großteil der früheren Bevölkerung von Europäern versklavt und verschleppt. Im 21. Jahrhundert droht den Tuvaluern wegen der globalen Erwärmung, dass ihr Lebensraum vollständig im Meer versinkt. Über ihre künftige ozeanische Heimstatt ist international noch nicht entschieden.

Vatikanstadt

Die Vatikanstadt ist der souveräne Staat des Papstes und hat die politische Form einer absoluten Monarchie – ganz im Sinne des mittelalterlichen Grundsatzes, dass keine weltliche Macht über das Oberhaupt der Kirche Christi richten solle. Das vatikanische Staatsgebiet mit weniger als tausend Einwohnern und weniger als einem halben Quadratkilometer Fläche liegt in Rom. Zu früheren Zeiten umfasste der sogenannte Kirchenstaat weite Teile Italiens. Herzstücke sind nach wie vor die im 17. Jahrhundert fertiggestellten Versammlungsorte der Gläubigen: Petersdom und Petersplatz. Sie sind nach dem ersten Papst, dem Apostel Petrus benannt, dessen Grabeskirche Kaiser Konstantin der Große an derselben Stelle errichten ließ.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Das Büchlein vom Leben nach dem Tode (03)

Jeder Mensch ist sowohl ein eigenständiges Lebewesen als auch ein Ort, an dem viele andere Wesen mit ihm zusammentreffen: anorganische, sterbliche und geistige. Auf ähnliche Weise macht er sich selbst woanders bemerkbar. Vielfach wirkt eines aufs andere durchgreifend ein, oft jedoch kommt es zu Wechselwirkungen, wodurch die Einflüsse gefiltert oder umgelenkt werden. So bildet jeder Mensch "in dem Strom der Welt" einen "Charakter" (Goethe: Torquato Tasso, Erster Aufzug, Zweiter Auftritt, Leonore), je nach der Gesellschaft, die sich bei ihm am wohlsten fühlt, beziehungsweise den Charakteren, bei denen er selbst am liebsten einkehrt – und in eins damit einen unsterblichen Organismus.

100 Wörter, 689 Zeichen

Nach Gustav Theodor Fechner: Das Büchlein vom Leben nach dem Tode, Drittes Kapitel

Weitere Kapitel: (01) (02) (03) (04) (05) (06) (07) (08) (09) (10)

Es gibt jeden Zufall

Es gibt jeden Zufall – das ist die ungeheuerlichste Implikation der sich aus der Quantenphysik herleitenden Viele-Welten-Theorie. Alles, was zufällig geschehen kann, geschieht demnach auch tatsächlich. Es passiert nichts so und nicht anders, sondern immer sowohl so als auch anders, so und anders auf jede erdenkliche Art. Für jede mögliche Kette zufälliger Ereignisse gibt es nämlich eine der vielen, unendlich vielen Welten. So verstanden, ist nicht nur alles Tatsächliche, sondern alles Mögliche "Fügung, kein Zufall", und dann kann man immer statt Fügung auch Zufall sagen. Viel mehr können wir mit diesem Befund wohl nicht anfangen – und doch unendlich viel.


Mittwoch, 23. Januar 2013

Philosophie und Neues Denken

So weit die Quantenmechanik zum "neuen Denken" gehört, sehe ich kein Abrücken der Wissenschaft vom Erkenntnisstreben und keine Antiquiertheit der philosophischen Reflexion darauf. Was an welchen "Neuerungen" ist so interessant, dass es uns aufs Weltwissen nicht mehr ankommen soll, welche Komplikationen auch immer damit verbunden sein mögen? Demütiger geworden bin ich unter dem Eindruck der jüngeren "Grundlagenkrisen" als "Freund der Weisheit" durchaus, aber das ist nichts Neues in der gerade so – "Freundin" statt "Pächterin" des Wissens – genannten "ersten Wissenschaft", die deshalb auch schlicht "das metaphysische Bedürfnis" heißt, von dem Menschen allenfalls mehr oder weniger gewitzt abgelenkt sein können.

100 Wörter, 717 Zeichen

Diskussionsbeitrag in der Gruppe "Systemtheorie" (Google+)

Siehe auch

Welt und Witz der Systemtheorie

Welt ist kein Oberbegriff, sondern der ewig junge Abgrund, auf den Begreifbares, auch jeder Weltbegriff, referiert. Eine begriffene Welt kann nur eine innerweltliche sein, eine Welt im Unbegreiflichen. Ich meine mit der Welt dieses Unbegreifliche und zugleich – auch von (je)der Systemtheorie – Gefragteste. Zugegeben wird das selten, obwohl man die Lust, sich in Abgründe zu stürzen, nicht verliert, nicht einmal die, seinen Abgrund für eine Welt zu halten. Es wäre zwischen Welt und Witzen zu unterscheiden wie zwischen Gott und Götzen. Oder soll es im Ernst auf noch etwas "anderes" hinauslaufen als auf den Witz etwa der Systemtheorie?

100 Wörter, 639 Zeichen


Siehe auch

Systemtheorie

Unter einem System ist die Welt in einer bestimmten Zusammenstellung zu verstehen. Diese System-Theorie trifft sich mit dem Wortsinn von griechisch "synistánei (syn-histánai)", "zusammen-stellen". Beispielsweise verstand Hegel die Welt als die sich selbst zusammenstellende Vernunft, Schopenhauer die Welt als alles andere denn optimale Zusammenstellung des Rationalen ("Vorstellung") und des Irrationalen ("Wille"), Wittgenstein die Welt als logisch-analytisch auswertbare Zusammenstellung sämtlicher "Tatsachen, nicht Dinge", das heißt von allem, "was der Fall ist", Luhmann die Welt als Zusammenstellung – System im differenzlosen Sinn – von tendenziell etwas X-Beliebigem – System im differenzierbaren Sinn – mit dem jedenfalls komplexen Rest von allem ("Umwelt").

100 Wörter, 768 Zeichen

Montag, 21. Januar 2013

Wie die Gerechtigkeit siegen kann

Eingedenk von Ludwig Erhards sozial-marktwirtschaftlichem Programm "Wohlstand für alle" ist ein Menschenleben danach endlich ein politisches "Bündnis für alle" an der Zeit, in dem sich demokratische Sozialisten ebenso wie Christdemokraten wiederfinden können, die "rotgrüne Mitte" eingeschlossen. Ausschlaggebend für die Bündniszugehörigkeit ist allerdings, dass den Gerechtigkeitsvorstellungen, worauf sich alle Beteiligten rhetorisch leicht verständigen können, in der Auseinandersetzung mit dem privatisierten "großen Geld" ohne "realpolitische" Ausreden die Treue gehalten wird. Genau diesbezüglich ist einem "linken Lager" allein kein großer Wahlerfolg zuzutrauen, sondern allenfalls – bei "günstiger katastrophaler" Gelegenheit – einmal wieder ein roter Putsch. Da sei die hier angesprochene zivilisiertere Lösung vor!


Siehe auch

Sonntag, 20. Januar 2013

Niedersächsischer Casino-Liberalismus

Die FDP erzielt 2013 mit annähernd zehn Prozent ihr seit Bestehen der Bundesrepublik bestes Ergebnis bei Landtagswahlen in Niedersachsen. Das überrascht nur dann nicht, wenn man voraussetzt, dass auch Wahllokale Spielcasinos sein können. Das trickreiche Trading von Börsenspekulanten, die selbst bei heißer Luft oder in einem Bärenmarkt oft hohe Gewinne einstreichen, lässt sich gelegentlich auch auf die Politik übertragen. Genügend viele CDU-Wähler haben jedenfalls die Risikobereitschaft gezeigt, den Freien Demokraten ihre Stimme zu geben, damit trotz der damit verbundenen Einbußen für die Union die christlich-liberale Regierungskoalition fortbestehe. Ausschließlich für solche Blasenbildungen scheint die Rösler-Partei noch zu taugen, und zwar famos.

100 Wörter, 757 Zeichen

Siehe auch

Oberbegriff für Luhmanns Theorie

Luhmanns Einführung in die Systemtheorie ist die Einführung in Luhmanns Systemtheorie, nach welcher der Terminus "Oberbegriff" auf alteuropäische Theorieansätze hindeutet, die in einer stratifikatorischen Gesellschaft aktuell sind, nicht mehr in einer funktional ausdifferenzierten. Das heißt praktisch: Wer "Systemtheorie" sagt, verwendet heute einen derart mehrdeutigen Begriff, dass ein Enzyklopädieartikel gut daran tut, einfach unvermittelt die verschiedenen Selbstverständnisse aufzuzählen. Phänomenologisch gesprochen: Jede Systemtheorie ist auf ihre Weise die Systemtheorie, sogar die Theorie schlechthin. Eher als in ein Neuland verschlägt es einen in ein Niemandsland, will man unter oder aus den eingeführten Systemtheorien die eigentliche dingfest machen. Den Ausschlag gibt immer das Jeweilige.

100 Wörter, 807 Zeichen

Antwort auf eine Umfrage zur Systemtheorie

Donnerstag, 17. Januar 2013

Das Büchlein vom Leben nach dem Tode (02)

Vor der Geburt beschränkt sich unser Leben auf die mehr oder weniger vortreffliche Bildung des sterblichen Organismus, dessen Entbindung den mittleren Lebensabschnitt zur Folge hat. In diesem bildet sich – wiederum mehr oder weniger vortrefflich – der neue, geistige Organismus, der durch den Tod vom alten entbunden wird. Im Leben nach dem Tod geschieht ganz und gar, was zuvor nur teilweise geschehen ist und vielfach kaum begonnen hat: die unbehinderte Kommunikation und wechselseitige Befruchtung aller Geistseelen. Dieses dritte Leben beginnt ähnlich leidvoll, wie das zweite oft verlaufen ist, doch zuletzt wird jedes Unheil ausheilen und allen die ewige Glückseligkeit zuteil.

100 Wörter, 683 Zeichen

Nach Gustav Theodor Fechner: Das Büchlein vom Leben nach dem Tode, Zweites Kapitel

Weitere Kapitel: (01) (02) (03) (04) (05) (06) (07) (08) (09) (10)

Internet

Das Internet zeigt sich als Fernseh-Buch, in dem der Zuschauer oder Leser nicht von Buchseite zu Buchseite umblättert oder zwischen Fernsehkanälen auswählt, sondern weiterklickt oder weiterwischt. Die nächstfolgende Internetseite ist meist längst nicht so vorgegeben wie die nächstfolgende Buchseite oder der nächstfolgende Fernsehkanal; denn durch Links können die verschiedensten Seiten miteinander vernetzt sein. Das Internet ist eben ein Netz, das eine Unzahl von Computern aus aller Welt miteinander per Kabel oder per Funk verbindet. Und mit den Computern eine noch viel größere Unzahl von Angeboten für Leser oder Zuschauer, die alle auch aktive Nutzer und Erweiterer dieses Angebots sein können.

100 Wörter, 703 Seiten

Veröffentlicht bei Wikia, verlinkt bei Facebook, Google+ und Twitter 

Mittwoch, 16. Januar 2013

Gysi 16.1.1989-15.1.1990

Gregor Gysi (41) leitet seit einigen Monaten das Kollegium der (Ost-)Berliner Rechtsanwälte. Er ist einer der wenigen freien Rechtsanwälte in der DDR. Zu seiner Klientel gehören Ausreisewillige und bekannte Systemkritiker, darunter Bärbel Bohley, die Bürgerrechtlerin und Mitinitiatorin des Neuen Forums. Ab Anfang Oktober 1989 unterstützt Gysi auch diese Oppositionsbewegung. Nach dem Rücktritt des SED-Politbüros am 3. Dezember übernimmt er als kritisches Parteimitglied Führungsämter, zunächst in einem "Arbeitsausschuss" genannten Übergangsgremium, wenig später als Vorsitzender der Sozialistischen Einheitspartei, die bald in "PDS" umbenannt werden soll. Auch mit dieser "Partei des demokratischen Sozialismus" will er die Souveränität des zweiten deutschen Staates festschreiben.

100 Wörter, 785 Zeichen
  
QUELLEN
Bahrmann/Links (1994): Chronik der Wende; C. H. Links Verlag
Bahrmann/Links (1995): Chronik der Wende 2; C. H. Links Verlag

Dienstag, 15. Januar 2013

Überhöhter FDP-Status

Die FDP ist dank des bundesdeutschen Wahlrechts eine Partei, bei der es oft von wenigen Wählern abhängt, ob sie mitregiert oder gar keine Volksvertreter stellt. Nach meinem Gerechtigkeitsempfinden sollte die Partei mit den meisten Stimmen regieren und notfalls die mit den zweitmeisten mitregieren, und zwar auch im Falle schwierigster Koalitionsverhandlungen; denn selbst dann ist unter Demokraten immer ein Kompromiss möglich. Wäre seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland so verfahren worden, dann hätte die FDP nicht mehr als die Hälfte der Zeit den Außenminister und den Vizekanzler gestellt, sondern sich allenfalls mit der Opposition begnügt, und das wäre recht und billig gewesen.

Das Büchlein vom Leben nach dem Tode (01)

Wir haben drei Leben: ein leibliches, ein seelisches und ein geistiges. Diese drei scheinen in unserem jetzigen vereinigt zu sein. Aber das rein leibliche Leben ging dem jetzigen voraus, und das rein geistige steht ihm noch bevor. Im derzeitigen seelischen Leben sind wir dabei, unsere Leiblichkeit zu verausgaben und unserer Geistigkeit innezuwerden. Beides gelangt im rein geistigen Leben so zum Abschluss, dass die vereinzelnde Leiblichkeit uns nicht mehr voneinander abkapselt, sondern das innigste Miteinander aller Seelen zulässt, so langwierig in vielen Fällen das Zusammenraufen noch sein mag. In diesem Sinn bedeutet der Tod, ins vollkommene Leben hinein geboren zu werden.

100 Wörter, 682 Zeichen

Nach Gustav Theodor Fechner: Das Büchlein vom Leben nach dem Tode, Erstes Kapitel

Weitere Kapitel: (01) (02) (03) (04) (05) (06) (07) (08) (09) (10)

Sonntag, 13. Januar 2013

Der Gevatter Tod

Ein bettelarmer Mann zieht für seinen jüngsten Sohn dem lieben Gott und dem Teufel den Tod als Taufpaten vor. Der Pate zeigt dem Heranwachsenden ein Kraut, das diesen zu einem Wunderarzt werden lässt, und ihm stets verrät, welche Patienten er heilen darf und welche nicht. Durch einen Trick heilt der Arzt auch den todkranken König und danach dessen ebenfalls dem Tod geweihte Tochter. Das verübelt ihm der Pate so sehr, dass er ihn in die Höhle mit den Lebenslichtern abführt. Das Licht des Arztes ist dort gerade am Erlöschen. Da hilft ihm kein Trick mehr, denn der Tod nimmt Rache.

100 Wörter, 584 Zeichen

Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sind seit dem 15. Januar 1919 tot. Beide waren damals 47 Jahre alt. Sie starben keines natürlichen Todes, sondern sie zählten zu den ersten Opfern rechtsextremer Gewalt nach dem Ende des deutschen Kaiserreichs. Beide wurden in Berlin von Angehörigen einer paramilitärischen Freikorps-Einheit erschossen; es waren Auftragsmorde. Am 12. Januar war in der Reichshauptstadt der "Spartakusaufstand" genannte Generalstreik blutig niedergeschlagen worden. Die führenden Spartakisten und KPD-Mitbegründer Luxemburg und Liebknecht wurden, obwohl nicht maßgebend an den Kämpfen beteiligt, als Drahtzieher gesucht und festgenommen. Ihr politisches Ziel war eine deutsche Räterepublik, auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde liegen sie begraben.

Samstag, 12. Januar 2013

Todesdauer

Ein französisches Sprichwort lautet: "Quand on est mort, c'est pour longtemps. / Wenn man tot ist, dann für lange Zeit." Haben die Gestorbenen indessen keinerlei Zeitempfinden, so schrumpft für sie die Zeit des Todes derart zusammen, dass es mit ihrem Tod im Nullkommanichts auch schon wieder vorbei ist. So dass gegen den zitierten Spruch folgender Widerspruch steht: Der Verstorbene ist nur für die Hinterbliebenen mehr oder weniger lange tot, für sich selber überhaupt nicht. Für ihn geschieht demnach sofort wieder etwas anderes. Es sei denn, man versteht unter dem Tod von vornherein eine Seinsweise, also eine andere Spielart des Lebens.

100 Wörter, 643 Zeichen

Montag, 7. Januar 2013

Hawking 8.1.1989-7.1.1990

Stephen Hawking (47) hat mit seinem Bestseller von 1988, "Eine kurze Geschichte der Zeit", ausgesorgt. Das Buch erreicht weltweit Millionenauflagen. Der wegen ALS rund um die Uhr pflegebedürftige Physiker ist nicht länger auf Hilfsgelder angewiesen, und sein Ziel als Autor ist erreicht, eine exzellente Ausbildung seiner drei Kinder finanzieren zu können. Außeredem häufen sich jetzt Ehrungen, die darin gipfeln, dass Königin Elizabeth II. ihm für herausragende Leistungen im Bereich der Naturwissenschaften den Orden Companion of Honour" verleiht. Eine ähnlich seltene Auszeichnung ist der Ehrendoktorhut seiner eigenen Lehrstätte, der ihm durch Prinz Philip zuteil wird, den Kanzler der Universität von Cambridge.

100 Wörter, 716 Zeichen

Sonntag, 6. Januar 2013

Wagenknecht 16.7.1989-15.7.1990

Sahra Wagenknecht (20) ist frisch gebackenes Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Zu diesem Schritt hat sich die Bürgerin der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ausgerechnet im Sommer des Jahres 1989 entschlossen, als Tausende ihrer ostdeutschen Landsleute nur deshalb Urlaub in Ungarn machen, weil dort der “Eiserne Vorhang” zwischen Ost und West für “Republikflüchtlinge” am durchlässigsten ist. Die junge Kommunistin will allen Auflösungserscheinungen zum Trotz die Gelegenheit zur Reform jenes Gesellschaftssystems ergreifen, in welchem sie aufgewachsen ist. Nach der “Wende” muss sie sich allerdings damit begnügen, in der SED-Nachfolge-Organisation, der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), einer Laufbahn als bundesdeutsche Oppositionspolitikerin entgegenzusehen.

100 Wörter, 810 Zeichen

Mittwoch, 2. Januar 2013

Hänsel und Gretel

Hänsel und Gretel wachsen in derart armseligen Verhältnissen auf, dass die Eltern sie im Wald aussetzen. Statt nach Hause zurückzufinden, geraten die Kinder beim Anblick eines Knusperhäuschens in die Fänge einer Hexe. Diese sperrt den Hänsel in einen Käfig, und Gretel muss helfen, ihren Bruder zu mästen. Doch die Geschwister können sich befreien, indem die Menschenfresserin bei günstiger Gelegenheit einen Schubs in den brennenden Ofen bekommt. Einige Schätze aus dem Hexenhaus lassen die Kinder mitgehen, als sie nochmals den Heimweg versuchen. Über einen See gelangen sie schließlich zum Vater, mit dem sie fortan sorgenfrei zusammenleben. Die Mutter ist mittlerweile gestorben.

100 Wörter, 683 Zeichen