Montag, 29. April 2013

Abrahamitische Menschlichkeit (1. Mose 18)

Menschen wie Abraham setzen auf die Möglichkeit wachsenden geistigen Lebens. Dieses Selbstgefühl, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein ist jedem Menschen angemessen, doch nicht jeder macht es sich zu eigen. Vielmehr ist es allzu menschlich, einem Abraham anzugehören, ihm hörig zu sein, ihn zu überhöhen, statt selber ein gleichwertiger Abraham sein zu wollen. Es gibt eben auch Herdenmenschen, die geistig nicht mitkommen, obwohl sie mit einem Spürsinn für die Macht des Geistes sich einer Geistesgröße anschließen. Das geistige Gefälle zwischen Mensch und Mensch mag noch am beweglichsten sein, wo selbst ein Abraham Demut übt und einen übermenschlichen Geist bekniet, statt ihn rücksichtslos zu verkörpern.

(100/707)

QUELLE
Bibel, Buch Genesis, Kapitel 18

BILD
Dreifaltigkeits-Ikone mit Abraham und Sara

Wagners Ring – Siegfried 2.3

Die Nibelungenbrüder Alberich und Mime sind gierig auf den Schatz, der Siegfried zugefallen ist, und ahnen nicht, was dieser darüber erfahren hat. Als er mit Ring und Tarnhelm auftaucht, sehen die Zwerge ihre Felle davonschwimmen. Mime vertraut noch auf seine List mit dem Gifttrunk, doch der vom Waldvöglein auch darin Eingeweihte durchschaut den Zwerg und schlägt ihn tot. Schließlich weiß der zwitschernde Helfer noch Rat gegen die Einsamkeit: auf einem Felsen gebe es eine Braut zu gewinnen, die dem vorbehalten sei, der das Fürchten nicht kenne. Siegfried bricht jauchzend zum Liebesabenteuer mit Brünnhilde auf, und dem Vorausfliegenden folgt er zielsicher.

(100/663)

QUELLE
Richard Wagner: Siegfried, Zweiter Aufzug, Dritte Szene

Samstag, 27. April 2013

Lid

Das Lid ist kein Lied, obwohl es in älterer Zeit genauso geschrieben wurde. Während das Lied nach seiner Wortherkunft mit dem Loben, lateinisch: laudare, verwandt ist, besteht wahrscheinlich eine Verwandtschaft des Lids mit dem Hehlen im Sinne des Bedeckens. Daneben wird in der Sprachforschung auch die Leiter (nicht: der Leiter!) als die Anlehnende mit dem Lid in eine etymologische Verbindung gebracht. So dass letztlich entweder das (bedeckende) Schließen, mit der indogermanischen Wurzel "hleid", oder das (anlehnende) Neigen, mit der Wurzel "klei", Pate steht für das, was Lider, sprich: die Augenlider, leisten. Das englische "lid (Deckel)" hat ein breiteres Bedeutungsspektrum.

(100/685)

QUELLEN
Enzyklopädische Wörterbücher

Wagners Ring – Siegfried 2.2

Vergebens malt Mime an Fafners Aufenthaltsort Siegfried die Fürchterlichkeit des noch schlafenden Riesenwurms aus. Der siegessichere Knabe jagt den ihm endgültig lästig gewordenen Zwerg davon und lauscht in der Morgendämmerung lieber dem Zwitschern der Vögel. Allzu gern würde er ihre Sprache verstehen. Er versucht sie nachzuahmen, zuletzt mit dem Horn. Doch davon wird nur das gefräßige Untier wach, das nach Siegfried schnappt. Der weicht dem Giftspeien und den Schlinggriffen geschickt aus und sticht seinem Gegner zuletzt das Schwert mitten ins Herz. Als er das spritzende Blut des Getöteten kostet, hört er ein Waldvöglein singen, welche Schätze ihm jetzt zugefallen sind.

(100/678)

QUELLE
  • Richard Wagner: Siegfried, Zweiter Aufzug, Zweite Szene

Mittwoch, 24. April 2013

Saint Vincent und die Grenadinen

Nördlich von Grenada sind wie an einer Schnur die kleineren Grenadinen aufgereiht, von denen ein Teil mit dem weiter nördlich gelegenen Saint Vincent zusammen einen karibischen Inselstaat bildet, der 1979 von Großbritannien unabhängig geworden ist. Die meisten der knapp 120.000 Bewohner, die Vincentianer, sind eine Mischbevölkerung aus ehemaligen Kariben, Schwarzafrikanern, Indern und Portugiesen. Die Hauptinsel Saint Vincent heißt so, weil sie von Kolumbus am Vinzenztag, dem 22. Januar des Jahres 1498 entdeckt wurde. Das innere Drittel der Insel nimmt tropischer Regenwald ein. Alle größeren Städte liegen am Meer, die Hauptstadt Kingstown mit knapp 17.000 Einwohnern an der Südküste.

(100/691)

VIDEO
WEBLINKS

Für einen Wechsel von Heynckes zu Deutschland

Meisterlich am Champions League Kantersieg der Bayern gegen Barcelona ist vor allem gewesen, wie optimal Jupp Heynckes (68) seine Spieler auf die dominierende europäische Fußballmannschaft der letzten Jahre eingestellt hat. Er, und nur er, könnte 2014 der Vater eines Titelgewinns unserer Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien sein. Joachim Löw hat sich dafür spätestens 2012 disqualifiziert, als er die deutsche Elf bei der EM-Semifinalbegegnung gegen Italien ins Verderben schickte. Mehr als Vizemeisterschaften sind mit ihm nicht drin, der 2006 das Staffelholz vom ebenfalls so sympathischen wie unvollkommenen Spitzentrainer Jürgen Klinsmann übernahm. Allein dem großen alten Mann ist derzeit alles möglich.

(100/716)

WEBLINKS

Dienstag, 23. April 2013

Wagners Ring – Siegfried 2.1

Vor Fafners Höhle wartet der durch Loges List entmachtete Alberich auf die Gelegenheit, seinen Ring wiederzubekommen, als zu seinem Entsetzen der Wanderer Wotan an denselben Ort gelangt. Aber der Gott, dem vertraglich die Hände gebunden sind, kann den Nibelungen beruhigen: einem freien Helden sei es vorbehalten, den Riesenwurm niederzuzwingen. Einen solchen Helden bringe Mime hierher. Nur die brüderliche Rivalität um den Ring habe Alberich zu fürchten, für den Wotan sogar den Riesen aufweckt, damit dieser Unwissende den ihn vor Siegfried warnenden Zwerg mit dem Ring entlohne. Doch Fafner fühlt sich in seiner Schreckensgestalt sicher und nicht auf fremde Hilfe angewiesen.

(100/678)

QUELLE
  • Richard Wagner: Siegfried, Zweiter Aufzug, Erste Szene

Götze wechselt vom BVB zum FC Bayern – und heiliger Zorn schlägt ihm entgegen

Der "schockierende" Mario-Götze-Transfer zeigt: Fans wollen mit ihrem naiven Lokalpatriotismus nicht wahrhaben, dass es im Profifußball ums Kasse machen geht. Die Vereine sollten sich nicht länger nach dem Ort benennen, wo zufällig ihre Hauptgeschäftsstelle liegt, sondern lieber nach dem Hauptsponsor. Den interessiert vor allem, dass ein möglichst erfolgreiches und somit werbewirksames Team von woher auch immer zusammengestellt wird. Dem geschäftstüchtigsten Verein gelingt es am Ende, die Weltelf auflaufen zu lassen. Dann braucht es auch keinen Ländervergleich und keine WM mehr. Es wird Zeit, die Nationalhymnen durch Markenhymnen zu ersetzen und zu den Spielterminen die Fankurven für die Unternehmenskundschaften zu reservieren.

(100/737)

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Ist die Schrift am wichtigsten?

Nur noch schriftlich miteinander zu verkehren, pflegt der Anfang vom Ende zu sein. Aber ist nicht unser ganzes Leben Anfang vom Ende? Sind Schriftzeichen daher nicht die trefflichsten Lebenszeichen? Schriftlichkeit ist Ausdruck von Hochkultur, weil für die Sprache durch die Schriftform die Stunde der Wahrheit schlägt. Alles dergestalt Gesagte kann den Sinn des Lebens auf den Punkt bringen, festschreiben, in heiligen Schriften verewigen. Seit man sich etwas schriftlich geben kann, lassen sich Wortbotschaften nicht nur enorm verbreiten, sondern auch viel sorgfältiger artikulieren, feinsinniger komponieren, durchdachter kommunizieren. Wenn es hoch kommt. Sonst nimmt leichtfertiges Gerede, schriftlich wie mündlich, weiterhin seinen Lauf.

(100/743)

ZITAT
Welchen Sinn hätte Schreiben in diesem zerschriebenen Zeitalter?
(Friedrich Nietzsche, Fragmente)

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LITERATUR
  • Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz

Montag, 22. April 2013

Ist die Wissenschaft am wichtigsten?

Indem die Wissenschaften ständig und sogar beschleunigt voranschreiten, werden unsere Wissensgrenzen immer weiter hinausgeschoben. Aber die noch so weit hinausgeschobenen Grenzen lassen sich nicht unhinterfragbar machen. Deshalb kann nicht von bloßen und immer geringfügigeren Wissenslücken die Rede sein, auf die sich ein religiöser oder philosophischer Glaube zurückziehen müsse, so dass verächtlich von einem "Lückenbüßer-Gott" zu sprechen wäre. Vielmehr bleibt stets ein unüberschaubarer und womöglich sogar unendlich großer Bereich der Unwissenheit gerade auch von der Avantgarde der Naturforscher einzugestehen und zu respektieren. Dieser Respekt mag Menschen jedes Wissensstands ein heiliger sein, der ähnlich streng zu wahren ist wie die empirischen Disziplinen.

(100/770)

ZITAT
Wir wissen nicht, sondern wir raten.
(Karl Popper, Logik der Forschung)

Sonntag, 21. April 2013

Ist die Technik am wichtigsten?

Technik ist das Zutun des Menschen, das auf eine mikro- und makrophysikalische Weltveränderung unabsehbaren Ausmaßes hinausläuft, vorausgesetzt, der Menschheit bleiben auch nur noch wenige Jahrtausende des Überlebens. Vom Stand der modernen Naturwissenschaften pflegt man derzeit geradezu eine Mickrigkeit des Menschengeschlechts abzuleiten, ohne dabei zu bedenken, wie gewaltig unsere Technik in wenigen hundert Jahren vorangeschritten ist. Das kann, muss aber nicht "böse" enden, wenn genügend Selbstheilungskräfte am Werk bleiben, und es muss nicht, kann aber der Himmel auf Erden im wahrsten Sinn dabei herauskommen. Mickrig ist allenfalls immer noch der Stand von Wissenschaft und Technik, gemessen an der Vieldimensionalität ihres Wesens.

(100/744)

ZITAT
[Technik muss noch] ihre Katastrophenseite wie ihre Abstraktheit [überwinden].
(Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Zweiter Band)

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LITERATUR
  • Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung (darin: Technik ohne Vergewaltigung & Die technischen Utopien)
  • Martin Heidegger: Die Technik und die Kehre (darin: Die Frage nach der Technik)

Freitag, 19. April 2013

Energie

Energie erkennt man daran, dass sich dies und das bewegt: an fahrenden Autos, am fallenden Regen, an den eigenen Atemzügen. Autos können auch parken, Regen kann in einer Wolke festgehalten sein, und der Atem kann eine Weile stillstehen. Dann ist zumindest dem Anschein nach die Energie nur potentiell und keine Bewegungsenergie. Es genügt für das Energieempfinden aber vollauf, dass wir Unterschiede bemerken, zum Beispiel auch der Helligkeit, der Geräuschkulisse oder der Temperatur. Wärme ist überhaupt die einfachste Form, in der Energie auftritt. Nur weil sie in spezialisiertere Energieformen umgewandelt wird, kann es mehr geben als ein ödes, völlig einförmiges Gleichgewicht.

(100/682)

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gar

Gart etwas, dann wird es gar, oft sogar ganz und gar, also voll und ganz. Das Garen kann ein Kochen sein, aber auch ein Backen, Braten, Dämpfen, Dünsten, Grillen, Schmoren und manches mehr. Eigentlich heißt gar sein bereit sein, so dass die verschiedenen Gartechniken verschiedene Zubereitungen sind. Und was irgend bereitet ist, ist irgendwie vollkommen – ob sogar vollkommen wohlgeraten oder auch vollkommen missraten, sei dahingestellt. Von etwas Über- oder Untertriebenem kann statt "allzu" auch "gar zu" gesagt werden. Und wer "nichts" unbedingt steigern beziehungsweise noch vermindern will, sagt "gar nichts". Dann ist aber wirklich allem der Garaus gemacht, oder?

(100/671)

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LITERATUR
  • Herkunftswörterbuch (Duden)

Nichts

Wir könnten nicht daran zweifeln, dass es etwas gibt, wenn es nichts gäbe; denn allein das Zweifeln ist schon etwas. War das immer so? Zweifeln zum Beispiel kann man nur unter bestimmten Lebensbedingungen. Leben kann etwas nur unter bestimmten natürlichen Bedingungen. Etwas Natürliches kann es nur geben, wo Naturgesetze gelten. Solche Regelmäßigkeiten aber können nur auftreten, wo mehr geschieht als nichts. Wo sozusagen ein abgründiger Seinszweifel einer grundlegenden Seinsentscheidung weicht. Dem Seinszweifel gleichen die zwei Heuhaufen, von denen Buridans Esel keinem den Vorzug zu geben vermag. Die Entscheidung fällt ohne ihn. Die Verunreinigung des reinen Nichts ist gar zu wahrscheinlich.

(100/700)

VIDEO
  • Frank Close: Das Nichts verstehen. Die Suche nach dem Vakuum und die Entwicklung der Quantenphysik; Spektrum

Donnerstag, 18. April 2013

Wagners Ring – Siegfried 1.3

Mime merkt bald, wie vergeblich es ist, den Wälsungenspross Siegfried das Fürchten zu lehren. Er hat ihm auch das Schmieden nicht beibringen können, aber der Furchtlose macht sich ungeschult ans Werk. Er denkt nicht daran, das Schwert Notung auf Mimes Art zu nieten oder zu löten, sondern hobelt an den Teilen so lange, bis nur noch Späne übrig sind. Diese kocht er im Eschenholzkohlenofen und gewinnt seine Waffe aus einem Guss. Nun will er bei Fafner das Fürchten lernen. Mime sinnt inzwischen darauf, Siegfried nach gewonnenem Kampf mit einem Trank zu betäuben und sich so doch noch den Ring anzueignen.

(100/606)

QUELLE
Richard Wagner: Siegfried, Erster Aufzug, Dritte Szene

Antigua und Barbuda

Das Commonwealth-Mitglied Antigua und Barbuda, ein mittelamerikanischer Inselstaat im Norden der Kleinen Antillen, umfasst eine Fläche von 442 Quadratkilometern. Die größere der beiden Hauptinseln ist Antigua, auf der über 95 Prozent der insgesamt knapp 70.000 Einwohner leben und die Hauptstadt Saint John liegt. Barbuda ist ein weitgehend geschütztes Waldgebiet. Daneben gibt es etliche kleine und unbewohnte Eilande. Sklaven haltende Spanier verschleppten die indianische Bevölkerung zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf die Insel Hispaniola. Später siedelten sich Briten an, die afrikanische Sklaven herbeischafften. Mit ihrer zu mehr als 90 Prozent schwarzen Bevölkerung wurde 1981 aus der Kolonie eine unabhängige Republik.

(100/727)

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Commonwealth of Nations

Das Commonwealth of Nations ist ein lockerer globaler Staatenbund, dem 54 meist Ex-Kolonien Großbritanniens angehören. In Europa: Malta sowie das Vereinigte Königreich; in Amerika: Antigua und Barbuda, Bahamas, Barbados, Belize, Dominica, Grenada, Guyana, Jamaika, Kanada, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen sowie Trinidad und Tobago; in Afrika: Botswana, Gambia, Ghana, Kamerun, Kenia, Lesotho, Malawi, Mauritius, Mosambik, Namibia, Nigeria, Ruanda, Sambia, Seychellen, Sierra Leone, Südafrika, Swasiland, Tansania sowie Uganda; in Asien: Bangladesch, Brunei, Indien, Malaysia, Malediven, Pakistan, Singapur, Sri Lanka sowie Zypern; in Ozeanien: Australien, Fidschi, Kiribati, Nauru, Neuseeland, Papua-Neuguinea, Salomonen, Samoa, Tonga, Tuvalu sowie Vanuatu.

(100/788)

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Mittwoch, 17. April 2013

Ist die Liebe am wichtigsten?

Wahre Liebe und wahres Glück sind ein und dasselbe. Die Liebenden handeln aus Glückseligkeit, und die Geliebten erfahren sie unmittelbar. Wo wir nicht lieben können, müssen wir für unser Glück Opfer bringen, sollen wir den "kategorischen Imperativ" (Kant) befolgen. Die Moral ist der Notnagel im Vorfeld der Liebe. Das Gefühl, sich aufzuopfern, kennen die wirklich Liebenden nicht. Ihre Freuden können dem Außenstehenden wie Leiden vorkommen, so dass dieser noch mehr Grund sieht, die Liebe zu fliehen, die als messianische sogar wie ein fürchterlicher Opfertod erscheint. Liebe überwindet indessen jede Furcht. Von ihr kommt vielmehr alles Heil. Eben die ganze Glückseligkeit.  

(100/677)

ZITAT
Die Liebe ist die Größte.
(Bibel, Erster Korintherbrief)

Dienstag, 16. April 2013

Wagners Ring – Siegfried 1.2

Mimes Plan war es, mit Siegfrieds Hilfe an den Ring aus dem Rheingold heranzukommen, den der in einen Riesenwurm verwandelte Fafner hütet. Dieses Vorhaben muss er begraben. Zum einen ist sein Zögling zu eigenwillig geworden, um noch auf ihn zu hören. Zum anderen belehrt ihn Wotan in Gestalt eines Wanderers über das entzweite Schwert Notung, dass es nur einer wiederherstellen könne, der keine Furcht kennt. Doch schon der gesprächige und zunächst lästige Wanderer hat ihm so viel Furcht eingeflößt, dass der Nibelung die Hoffnung fahren lassen kann, jemals mit dem Besitz des Rings an seinem Bruder Rache nehmen zu können.

(100/624)

QUELLE
  • Richard Wagner: Siegfried, Erster Aufzug, Zweite Szene

Montag, 15. April 2013

Wagners Ring – Siegfried 1.1

Siegfried wächst im Wald bei Alberichs Bruder Mime auf. Wie dieser ihm eines Tages auf sein Drängen erzählt, ist seine Mutter Sieglinde bei der Geburt in Mimes Hütte gestorben. Der Zwerg gibt außerdem zu, von ihr die Stücke jenes Schwertes zu treuen Händen erhalten zu haben, das Siegfrieds Vater einst, als er im Kampfe fiel, zerbrochen wurde. Der Knabe sollte es zu gegebener Zeit übernehmen. Diese Zeit ist gekommen. Mime kann ihn nicht mehr halten. Der ungeliebte und Siegfried so unähnliche Ziehvater soll ihm noch die Teile des Erbstücks zusammenschmieden. Dann will er sich damit in der weiten Welt durchschlagen.

(100/620)

QUELLE
  • Richard Wagner, Siegfried, Erster Aufzug, Erste Szene

Sonntag, 14. April 2013

Ist Spaß am wichtigsten?

Im Zweifel sage ich mir angesichts von jedem, der Spaß hat: Lass ihm doch seinen Spaß; du willst doch auch deinen Spaß haben! Spaß haben wollen irgendwie alle, und die Spaßkritiker sollen sich nicht so haben. Ist es nicht der Neid, der aus ihnen spricht, wenn sie "Schluss mit lustig" sagen, dann oft das zweierlei Maß, das sie dadurch anlegen, dass sie unterschwellig denken: Gut, dass ich meinen Spaß habe und nicht den von dem da. Das sollen sie aber erst einmal zeigen, was an ihrem Spaß denn so besonders gut ist. Und wenn das alle einmal tun, umso besser.

(100/561)

ZITAT
Letztlich ist alles Spaß.
(Charles Chaplin; Harenberg Lexikon der Sprichwörter und Zitate)

LITERATUR
  • Epikur: Philosophie der Freude
  • Peter Hahne: Schluss mit lustig! Das Ende der Spaßgesellschaft; Johannis 

Donnerstag, 11. April 2013

Grenada

Zwischen Atlantik und Karibik ist die namensgebende Hauptinsel des Kleinstaates Grenada die größte Insel der Kleinen Antillen. Zwei Drittel der heute gebürtigen Grenader hat es in die Ferne gezogen. 1498 von Kolumbus entdeckt, gelang Europäern erst im 17. Jahrhundert die Eroberung, woraufhin die karibische Urbevölkerung fast ausgerottet wurde. Nach etwa hundert Jahren französischer Dominanz übernahmen die Briten die vor allem von afrikanischen Sklaven bevölkerte Gewürzkolonie. Nach der Unabhängigkeit 1974 waren die Jahre 1979 bis 1984 von besonderer politischer Dramatik: Eine unblutig zur Macht gelangte sozialistische Revolutionsregierung um den im Volk beliebten Maurice Bishop endete mit dessen Ermordung und einer US-Invasion.

Leben aus dem Geist von Gnade und Erbarmen (1. Mose 17)

Begnadete Menschen sind mit Gott verbündet. Sie sind kein Hans und keine Grete, kein Abram und keine Sarai mehr, sondern Abraham und Sara. Sie geben sich in vieler Hinsicht als derart Verbündete zu erkennen. Sie sind einschneidend verwandelte Menschen. Menschen, die auf Großes hinleben, und läge es noch so weit außerhalb ihres Horizonts. Menschen, die, und wäre es noch so spät in ihrem Leben, ganz und gar zu leben anfangen: mit dem göttlichen Bundesleben. Es ist das zum Menschenleben gewordene Gottesleben. Das in Barmherzigkeit verklärte Leben pflanzt sich rein geistig fort. Dafür mag die Vorhautbeschneidung ein archaisches Zeichen gewesen sein.

(100/653)

QUELLE
Bibel, Buch Genesis, Kapitel 17

Beethoven 1810 (op. 84)

Zur "Egmont"-Ouvertüre erzählt der Dirigent Christian Thielemann, sie habe auf ihn als Kind "gewaltsam und mächtig" gewirkt, womit er ihre Schönheit charakterisieren wolle. Sie stimmt in das Trauerspiel Goethes ein, für das Beethoven ab 1809 "bloß aus Liebe zum Dichter" die ganze Bühnenmusik komponierte, und dessen Held, der niederländische Graf Egmont von Gavre, trotz seiner Loyalität zur spanischen Fremdherrschaft wegen Hochverrats hingerichtet wird. In dem berühmt gewordenen Vorspiel mündet die Musik nach Kennzeichnungen des Unterdrückers und der Unterdrückten (Introduktion) über Anspielungen auf den Befreiungskampf der Niederlande (Allegro) in eine Art Symphonie des Sieges der Freiheit. Adorno erschien das zu kindisch-deutsch.

(100/740)

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LITERATUR
  • Theodor W. Adorno: Philosophie der Musik (?) (zitiert im "Programmarchiv")
  • Ludwig van Beethoven. In Briefen und Lebensdokumenten; Reclam

Mittwoch, 10. April 2013

Plasma

Das Plasma ist ein derart besonderes Gas, dass der Plasmazustand als eigener, vierter Aggregatzustand (neben fest, flüssig und gasförmig) gilt. Die Besonderheit hat mit der elektrischen Ladung zu tun, die im Plasma nicht überall neutralisiert ist. Das ist nur der Fall, wenn sich in einem Gas nahezu ausnahmslos vollständige Atome bewegen und nicht allzu viele Teile, die positiv oder negativ geladen sind. Solche müssen im unvorstellbar heißen Inneren der Sterne noch fusionieren, damit die meisten Atomsorten, sprich: Elemente, überhaupt erst entstehen können. Solange dieses Geschehen abläuft, herrscht dort der Plasmazustand in einem Ausmaß vor wie nirgendwo sonst auf der Welt.

(100/682)

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Festkörper

In den Zeiten der Vier-Elemente-Lehre war der Festkörper einfach das Element Erde, im Unterschied zum fließenden Wasser, zur flüchtigen Luft und zum flammenden Feuer. Die alten Elemente entsprechen heute den Zuständen, in denen Stoffe sich befinden können: dem festen, dem flüssigen, dem gasförmigen und dem plasmatischen. Also den vier Aggregatzuständen. Gefriert etwa Wasser, dann wechselt sein flüssiger Zustand in den festen; denn bei Frost bilden sich Eiskristalle. Die vielen verschiedenen Stoffe werden auch bei vielen verschieden niedrigen Temperaturen fest; natürlich nicht alle bei null Grad Celsius. Sonst wäre auf und in der Erde die längste Zeit nichts niet- und nagelfest.

(100/686)

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Das Siegtor des BVB gegen Malaga (Dortmund 9.4.2013) in der Nachspielzeit

Götze startet den Angriff. Noch mitten in der eigenen Hälfte wird er gefoult. Sahin schlägt den Freistoß bis fast zum spanischen Strafraum. Der in der Luft und am Boden umkämpfte Ball wird vom heranstürmenden Schmelzer aufgenommen, um dann ins Seitenaus abgewehrt zu werden. Lewandowski verwertet Schmelzers Einwurf zu einer Flanke mitten in den Strafraum, wo mehrere Borussen abseitsstehen. Da der Pfiff ausbleibt, geht es mit Schiebers Kopfballpass zu Reus weiter. Nach dessen Schuss in den Torraum kann Schieber nicht abstauben, weil Torwart Kameni sich noch dazwischenwirft. Der Ball rollt daraufhin zum auf der Torlinie vollendenden Santana. Ein doppelt gekloppeltes Abseitstor.

(100/683)

SPIELDATEN
  • Wettbewerb: UEFA Champions League 2012/13
  • Spieltag: Viertelfinale Rückspiel
  • Spielstätte: Signal Iduna Park
  • Ergebnis: 3:2 (nach 0:0 im Hinspiel)

Dienstag, 9. April 2013

Element Iod

Das chemische Element Iod (oder Jod) hat das Kürzel I (oder J) und die Ordnungszahl 53. Es ist also ein Atom mit je 53 Protonen und Elektronen. Zusammen mit Fluor, Chlor, Brom und Astat gehört es zur Gruppe der "Salzbildner" (Halogene). Es schmilzt bei 113,7 und verdampft bei 184 Grad Celsius. Im menschlichen Körper ist Jod ein lebenswichtiges Spurenelement, das zu über 90 Prozent von der Schilddrüse aufgenommen wird. Bei deren zum Beispiel regional bedingten Unterversorgung kann mit Jod-Tabletten einer Kropfbildung abgeholfen werden. Sie beugen auch einer Belastung der Schilddrüse mit radioaktivem Jod vor, das bei Atomunfällen entweichen kann.

(100/652)

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Seychellen

Die Seychellen sind eine Inselgruppe nördlich von Madagaskar, nordöstlich der Komoren, aber noch südlich des Äquators im Indischen Ozean. Die meisten der über hundert Eilande sind unbewohnte Korallenriffe. Victoria, Hauptstadt der Republik, liegt ganz im Norden auf Mahé. Mehr als ein Viertel der 90.000 Seychellois lebt in dieser größten Ortschaft. Die Besiedlung begann erst nach Mitte des 18. Jahrhunderts durch Franzosen und ihre afrikanischen Sklaven. Im frühen 19. Jahrhundert wurden die Briten Kolonialherren und blieben es bis zur Unabhängigkeit 1976. Der im Afrikavergleich hohe Wohlstand der Bevölkerung ist stark vom Fremdenverkehr abhängig. Touristenattraktion ist die exotische Tierwelt, darunter Riesenschildkröten.

(100/730)

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VIDEO

All

Mit dem All ist das Weltall gemeint. Also das All der Welt. Allso die Welt, könnte man meinen. Wenn man darunter die physikalische Welt versteht. Unter Ausklammerung einer metaphysischen darüber, dahinter oder wie auch immer. Eine solche Hinterwelt wäre – als göttliche – "alles in allem" oder das "Ein und Alles (griechisch: hen kai pan)". Womit pantheistisch die Welt allein gemeint sein kann, insofern Universum und Gott zwei Ausdrücke für ein und dasselbe sind. Oder Gott allein, insofern die Schöpfung im Grunde nichts ist. Daher sagen wir auch des Öfteren, etwas sei "alle", wenn nichts mehr davon da ist.

(100/611)

Siehe auch: alt

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Etymologische Wörterbücher (DUDEN, KLUGE)

Ist das Erste am wichtigsten?

Den ersten (!) Philosophen – Philosophie als abendländische Weisheitstradition verstanden – war die Frage nach dem Ersten (griechisch: arché) die Frage aller Fragen. Einige antworteten naturphilosophisch darauf, indem sie eines der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer als vorrangig bestimmten, etwa Thales das Wasser. Abstrakter waren Antworten wie "das Unbegrenzte (ápeiron)" und "das Unteilbare" (átomos). Jedenfalls musste es etwas Prinzipielles sein, ähnlich wie in der politischen Welt ein Prinz oder ein Fürst für das Erste und damit Höchste und Wichtigste steht. Anarchisten (im weiteren Sinn) legen da Widerspruch ein und machen sich mittlerweile auf allen Gebieten denkwürdig breit.

(100/698)

ZITAT
  • Die jetzt die Letzten sind, werden schließlich die Ersten sein.
    (Matthäus 19,30b)
WEBLOG
LITERATUR
  • Wolfgang Schadewaldt: Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen; Suhrkamp
  • Odo Marquard: Abschied vom Prinzipiellen; Reclam
  • Paul Feyerabend: Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie; Suhrkamp

Montag, 8. April 2013

Licht

Licht ist nicht einfach da, sondern nur, wenn etwas leuchtet, zum Beispiel drinnen eine Lampe oder draußen eine Laterne, am Tag die Sonne oder nachts der Mond und die Sterne. Bei jeder dieser Lichtquellen handelt es sich eigentlich um ein brennendes Feuer, also zugleich um eine Wärmequelle. In den Sternen brennt insgesamt ein Feuer, durch das alles Licht in der Welt verursacht wird. Erde und Mond leuchten zum Beispiel nur, wenn sie von der Sonne, unserem nächsten Stern, erleuchtet werden. Auch alle künstlichen Lichtquellen verdanken sich letztlich der Sonnenenergie, also einer teils aus sichtbarem, teils aus unsichtbarem Licht bestehenden Strahlung.

(100/657)

SIEHE AUCH
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LITERATUR
  • Sidney Perkowitz: Eine kurze Geschichte des Lichts. Die Erforschung eines Mysteriums; dtv

Eine Verwicklung und noch eine Verheißung (1. Mose 16)

Abram und Sarai geduldeten sich in Kanaan zehn Jahre ohne Nachwuchs. Dann ergriff Sarai eine Initiative: sie gab Abram ihre Magd Hagar, um derart nach damaligem Recht Mutter eines Kindes zu werden. Als Hagar schwanger wurde, sah sie auf ihre Herrin herab. Abram, der hier kein Machtwort sprechen wollte, erteilte seiner Frau jede Vollmacht gegenüber der Magd. Hagar erging es jetzt so schlecht, dass sie die Flucht ergriff. Ein Gottesbote beorderte sie zurück mit der Verheißung, dass ihr Sohn Ismael eine große und widerborstige Nachkommenschaft haben werde. Im Gedenken an den "Gott, der mich anschaut" gebar sie Abram den Sohn.

QUELLE
Bibel, Buch Genesis, Kapitel 16

Wagners Ring – Walküre 3.3

Brünnhilde verteidigt sich. Sie habe ausgeführt, was Wotan gewollt, ehe Fricka ihn von sich selber abbrachte, und Siegmund unterstützt. Wotan lässt dieses Argument nicht gelten; seine letzte Anweisung, Siegmund fallen zu lassen, sei zu befolgen gewesen. Brünnhilde gibt ihren starken Eindruck vom liebenden Herzen des Wälsungen wieder. Wotan reagiert betroffen. Brünnhilde möchte einst von Siegfried gefunden werden. Da verlange sie zu viel, befindet Wotan. Sie rührt ihn mit ihrem edlen Stolz. Er beschließt, nur ein Furchtloser dürfe sich ihr nähern. Wotans Stab muss er brechen und durch Lohes Feuerring zu ihr vordringen können. Von des Vaters Küssen schläft sie ein.

(100/671)

QUELLE
Richard Wagner: Die Walküre, Dritter Aufzug, Dritte Szene

Wagners Ring – Walküre 3.2

Brünnhilde kann ihrer Stiefschwester einen Vorsprung verschaffen, indem sie sich dem Vater stellt. Aber kurz bevor er eintrifft, erfleht sie aus Furcht vor ihm Unterschlupf im Kreis der übrigen Walküren. Dass sie sich bei ihnen verborgen hat, bemerkt Wotan sofort, und Brünnhilde gibt sich dem, der über ihr Schicksal entscheidet, zu erkennen. Er verstößt sie gnadenlos; ihr schweres Vergehen sei zu offenbar. Zur Strafe müsse sie ausgesetzt werden. Am Wegesrand will er sie in einen Schlaf fallen lassen, aus dem sie der nächstbeste Mann wieder aufwecken und als Finderlohn behalten soll. Das erschüttert alle Walküren. Aber er verscheucht die Mitleidigen.

(100/657)

QUELLE
Richard Wagner: Die Walküre, Dritter Aufzug, Zweite Szene

Ist Konstruktives am wichtigsten?

Weil ganz und gar nicht destruktiv, möchte man Konstruktives unbedingt gutheißen. So unbedingt wie das Leben, zeigt sich das doch am lebendigsten im konstruktiven Problemlösen. Probleme wollen gelöst sein – doch ist es nicht vielleicht auch so manches Mal eine gute Sache, Lösungen zu problematisieren? Keine Seltenheit sind Fehlkonstruktionen. Ist es dann immer ratsam, konstruktiv fortzuschreiten und nicht oft ratsamer, etwas rückgängig zu machen, zu einem guten Ausgangspunkt zurückzukehren? Auch das kann durchaus strukturiert geschehen, de-konstruktiv sozusagen. Und warum zuweilen nicht sogar de-struktiv, wenn eine ausgemacht böse Konstruktivität am Werk ist, sodass man sich mit konstruktiver Kritik als Kollaborateur erwiese.

(100/735)

ZITAT
Eine Gesellschaft ist umso erfolgreicher, je höher der Anteil der Menschen ist, die sich konstruktiv in sie einbringen.
(Net News Global 2011)

SIEHE AUCH
LITERATUR
  • Karl Popper: Alles Leben ist Problemlösen; Piper
  • Heinrich Rombach: Strukturontologie; Alber

Photon

Was ein Photo ist, weiß doch jeder – aber ein Photon? Beide haben etwas mit Licht zu tun; denn Fremdwörter mit dem Ausdruck "photo" (oder "foto") kommen von "pháos", dem altgriechischen Wort für Licht. Fotos verdanken sich sozusagen der Licht-Technik des Fotografierens? Dagegen sind Photonen die winzigsten Portionen natürlichen Lichts. Ja, das Licht besteht aus Portionen, auch Lichtquanten oder eben Photonen genannt. Ein einziger Sonnenstrahl enthält eine Unmenge davon. Ein Photon ist kleiner und leichter als alles andere. Gewissermaßen ist es kleiner als klein und leichter als leicht, weil ohne jede Masse. Und dann auch wieder nicht. Ein typisches Elementarteilchen.

  • Harald Fritzsch: Elementarteilchen. Bausteine der Materie; Beck

Sonntag, 7. April 2013

Wagners Ring – Walküre 3.1

In nur noch geringer Entfernung von Walhall versammeln sich die Walküren, auf den Pferdesatteln ihre toten Helden. Zuletzt stößt Brünnhilde mit Sieglinde dazu. Wotan ist ihnen auf den Fersen. Die Schwestern können kein Verständnis für den Ungehorsam von dessen Lieblingstochter aufbringen und ihr beim Retten der Geliebten des toten Siegmund nicht helfen. Die möchte sowieso ihm in den Tod folgen – bis sie von Brünnhilde erfährt, dass und wessen Mutter sie ist: die des hehrsten Wälsungensprosses Siegfried. Jetzt ist sie bereit, sich allein in Fafners Wald durchzuschlagen. Die Bruchstücke Nothungs erhält sie, damit der erwartete Sohn sie einst wieder zusammensetze.

(100/669)

QUELLE
Richard Wagner: Die Walküre, Dritter Aufzug, Erste Szene

Ist die Ewigkeit am wichtigsten?

Die Ewigkeit ist den einen etwas zu Mystisches, um es ins profane Gespräch zu zerren, und den anderen etwas zu Mystisches, um es überhaupt ernsthaft in Betracht zu ziehen. Aber seit und weil die Zeitlichkeit sowohl in der Philosophie als auch in der Naturwissenschaft kaum minder unlösbare Rätsel aufgibt als die numinose "Überzeitlichkeit", ist der Ruf menschlichen Sprechenkönnens ohnehin so ruiniert, dass sich am Ende unseres Lateins gänzlich ungeniert wieder über alles reden lässt. Warum also nicht zum Beispiel über die Wunschvorstellung des Verweilens von beglückenden Lebensinhalten bis in alle Ewigkeit? Die Freude auf dieses Nichtunmögliche könnte die hellsichtigste sein.

(100/683)

ZITAT
Lust will aller Dinge Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.
(Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra IV, Das trunkne Lied)

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Aal

Der Aal ist ein schlangenartiger Fisch und daher sein Name mit "anguilla" verwandt, der Verkleinerungsform des lateinischen "anguis (Schlange, Drache)". Das noch kleinere Älchen ist kein Aal mehr, sondern nur ein Fadenwurm. Aber auch große Tiere können sich aalen, vor allem in der Sommersonne, wo sie sich dann aalso rekeln und winden. Für Aale selbst war anderswo das Aalen eine weniger wohlige Prozedur: sie wurden nämlich zum Lüften von Rohren durch ebendiese an einer Schnur gezogen. Aalen in Baden-Württemberg hat mit dem und den hier in Betracht gekommenen Aalen nichts zu tun, sehr wohl jedoch Ahlen in Westfalen (Wappentier).

(100/630)

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QUELLEN
  • Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (Akademie Verlag; dtv)
  • Kluge. Etymologisches Wörterbuch (de Gruyter)
  • Duden. Das Herkunftswörterbuch

Samstag, 6. April 2013

Palau

Palau, die westlichste Inselgruppe Ozeaniens, liegt zwischen den Philippinen und Neuguinea. Das Deutsche Reich erwarb 1899 die Inseln von Spanien und verlor sie nach dem Ersten Weltkrieg wieder. 1994 gewann Palau als Republik die von den USA lange hinausgezögerte Unabhängigkeit. Als Hauptstadt wurde 2006 das einwohnerstärkste Koror von Melekeok abgelöst, das auf der größten Insel Babelthuap liegt. Eine der sechzehn Verwaltungseinheiten ist kein Teilgebiet der Palauinseln: die Südwest-Inseln mit nur circa 60 Bewohnern. Zu beinahe drei Vierteln sind die gut 20.000 Palauer Mikronesier; fast alle übrigen sind Asiaten, meist Filipinos. Viele nutzen die Möglichkeit zum Arbeiten in den USA.

(100/692)

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Das erste Tor des FC Bayern gegen Juve (München 2.4.2013) nach 26 Sekunden

Juventus hat Anstoß und greift nach drei Kurzpässen mit einem Steilpass von links an. Ein Bayernverteidiger kann den Ball weit retournieren. Zwischen dem Turiner Strafraum und der Seitenlinie ist Mandžukić gegen zwei Italiener erfolgreich. Ein weiterer erläuft jedoch seine akrobatische Weitergabe und passt zu Pirlo. Der schlägt beim Spiel nach vorn einen Fehlpass zu Schweinsteiger, von dem der in der Mitte heranlaufende Alaba bedient wird. Aus dreißig Metern setzt der Linksfuß zum Torschuss an. Unterwegs bekommt der Ball durch einen italienischen Abwehrspieler einen Effet mit, der ihn für Buffon unerreichbar macht. Dicht neben dem rechten Torpfosten schlägt die Kugel ein.

(100/680)

SPIELDATEN
Beginn 20:45
Ergebnis 2:0

Mittwoch, 3. April 2013

Da verspricht einer das Blaue vom Himmel (1. Mose 15)

Obwohl er selber steinalt, seine Frau unfruchtbar und der oberste Hausdiener schon so gut wie sicher sein Haupterbe ist, lässt Abram sich von Gott einreden, dass man seine leiblichen Nachkommen einmal ebenso schwerlich werde zählen können wie die Sterne. Immer plausibler erscheint ihm, dass seit dem Aufbruch der Familie von Ur in Chaldäa Gott die Regie in seinem Leben übernommen habe, und immer williger lässt er es geschehen, dass dieser Regisseur in seinem Leben die Fäden zieht. Dazu gehört auch die Aussicht auf ein angemessen großes Land für die zu erwartende Nachkommenschaft. Der Gott in ihm beteuert, verlässlich zu sein.

(100/638)

QUELLE
Bibel, Buch Genesis, Kapitel 15

Entropie

Jedesmal kann man sich vorher die Zahlen denken, die beim Lotto gezogen werden. Sonst könnte niemals jemand sechs Richtige haben. Andererseits gibt es beim Zahlenlotto fast nie sechs Richtige: durchschnittlich nur einmal (beim Spiel "6 aus 49") in zigmillionen Fällen. Beinahe unmöglich sogar war es, dass irgendeiner von den heute lebenden Menschen existiert; denn jedes wirkliche Leben ist nur eine von geradezu unendlich vielen Möglichkeiten. Der Weltlauf tendiert zur Verunmöglichung allen Seins, das heißt zu maximaler Entropie. Nur unterläuft ihm dabei – mehr oder weniger glücklicherweise – in extrem seltenen Fällen das eine oder andere Stück vorübergehender Ordnung im Chaos.

(100/684)

VIDEOS
LITERATUR
  • Heinz-Dieter Zeh: Entropie (Reihe Fischer Kompakt, 2005)

Dienstag, 2. April 2013

Ein FC-Bayern-Tag der Wahrheit

Die Bayern sind praktisch schon wieder Deutscher Meister, zum dreiundzwanzigsten Mal. Verglichen mit den nationalen Erfolgen, sieht die Ausbeute in der seit 1992 ausgetragenen UEFA Champions League noch mager aus. Zwölf Jahre liegt der bisher einzige Titelgewinn zurück. 2012 verlor man unglücklich das Finale daheim. Was folgte, ist keine Depression gewesen, sondern ein noch konzentrierteres und unermüdlicheres Hinarbeiten auf die Krone in der europäischen Königsklasse. Heute kommt "Juve" nach München. Die Italiener liegen den Deutschen gar nicht. Diese CL-Viertelfinalbegegnung (mit Hin- und Rückspiel) ist die Nagelprobe für das Heynckes-Team. Jetzt oder nie, möchte man meinen, kann ein Bann gebrochen werden.

(100/717)

TERMIN
UEFA Champions League Viertelfinale, Hinspiel:
FC Bayern München – Juventus Turin
München, Allianz-Arena, 2. April 2013, 20:45
(Rückspiel in Turin am 10. April)

Der Hase und der Igel

Der Igel und seine Frau waren ein Herz und eine Seele. Einmal beleidigte der Hase den Igel wegen seiner Beine. Da sagte dieser: "Wetten, dass ich schneller laufen kann als du?" Nach einer Stunde traten sie in den Furchen gegeneinander an. Sie starteten gleichzeitig, doch als der Hase das andere Ende des Feldes erreichte, war der Igel schon da. Dreiundsiebzigmal lief der Hase hin und her, und der Igel war immer schon da. Dann lief sich der Hase tot. Der Igel und seine Frau aber kamen von den beiden Enden des Feldes her wieder zusammen und feierten die gewonnene Wette.

(100/573)

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Er ist auf deiner Seite (Franziskus I.)

Die Folge religiöser Erziehung kann sein, dass man sich ständig von oben beobachtet fühlt: "Der liebe Gott sieht alles." Das ist das Big Brother Feeling vieler eingeschüchterten Christenmenschen, die von Kleingläubigen einem Abgott ausgeliefert worden sind. Der wahre Gott beobachtet mich nicht, sondern sieht mit meinen Augen. Ich selber bin es, der allzu oft nicht mit den eigenen, sondern mit anderen Augen sieht. Gott ist mir treuer, als ich mir selber bin. Er ist der, den ich nicht suchen, sondern dessen ich nur innewerden muss: "Ich bin allhier." Er ist mein ganzes Leben, wohin es mich auch verschlägt.

(100/611)

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LITERATUR
  • Dagmar Scherf (Hg.): Der liebe Gott sieht alles. Erfahrungen mit religiöser Erziehung
  • George Orwell: 1984 [Der Big Brother Roman]
  • Grimms Märchen: Der Hase und der Igel [mit dem Refrain "Ick bün all hier"]

Montag, 1. April 2013

Polarlicht

Anders als zum Beispiel der Regenbogen, kommen am Himmel die meist grün und grell "wabernden" Polarlicht-"Vorhänge" nur in sehr nördlichen und südlichen Breiten vor. Möglich sind diese Nord- und Südlichter, weil die Erde ein vergleichsweise starkes Magnetfeld hat, was vermutlich der Gezeitenkraft des ebenfalls vergleichsweise großen Erdmondes zu verdanken ist. Zu den Polen dieses Magnetfelds wird ein Strom elektrisch geladener Teilchen gelenkt, der von der Sonne außer dem Tageslicht und der übrigen Strahlung ausgeht und die Erde erreicht: der unregelmäßig "blasende" Sonnenwind. Zum Leuchten gebracht werden auf diese Weise die Gase in der Atmosphäre, also vor allem Sauerstoff und Stickstoff.

(100/699)

VIDEO
Harald Lesch: Was ist ein Nordlicht? (alpha-Centauri 1999)

Astrowissensbegründung

Der Sternenhimmel ist so weit von der Erde entfernt, dass wir darüber nur ins Blaue oder gar Schwarze hinein reden können. Derartige Spekulationen hat es in allen Kulturen gegeben. Auch die wissenschaftliche Himmelskunde, die Astrophysik, kann lediglich von Vermutungen ausgehen, etwa von dieser: Die auf der Erde geltenden Naturgesetze gelten auch im Himmel. Viele damit zusammenhängende Mutmaßungen haben sich bewährt. Sie konnten durch neuere Beobachtungs- und Messverfahren überprüft und nicht widerlegt werden; andere sehr wohl, so dass sie ausschieden. Astrophysikalisches Wissen ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein Bestand von solchen widerlegbaren, jedoch bisher nicht widerlegten Tatsachenbehauptungen.

(100/723)

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Wagners Ring – Walküre 2.5

Vor den Augen der aufgeschreckten Sieglinde steigen Hunding und Siegmund in den Kampfring. Damit Nothung nicht versagt, hält Brünnhilde ihren Schild darüber. Doch Wotan bemerkt das Manöver und hält schützend und gebieterisch seinen Stab vor den Gegner. Das Schwert zerbricht. Hunding kann zustoßen. Siegmund fällt. Während die Walküre den Augenblick nutzt, um Sieglinde zu retten, und mit dem Ross davoneilt, befördert beider göttlicher Vater in seinem Schmerz den, dessen Rache er unterstützt hat, mit wenigen resignierten Worten ins Jenseits zu Fricka. Aber dass die Lieblingstochter Brünnhilde derart seinen Willen zu hintertreiben versuchte, verübelt er ihr sehr. Er sinnt auf Höchststrafe.

(100/694)

QUELLE
Richard Wagner: Die Walküre, Zweiter Aufzug, Fünfte Szene

Maß aller Dinge: Mensch oder Disziplin?

Man kann was auch immer tun und lassen, nach psychoanalytischem (also einem disziplinären, keinem menschlichen) Ermessen, ist das Absehen von sich selbst gesichert. Ja, selbst in dieser, also derjenigen Disziplin, in der sich alles nur um einen selbst dreht, ist das so. Da braucht man in puncto Musizieren, Sport, Briefmarkensammeln, Banking usw. usw. schon zweimal keine Befürchtung eines diesbezüglichen Scheiterns zu haben. In Disziplinen ist jede Undiszipliniertheit wie jede Hochdiszipliniertheit ein Verhalten nach disziplinärem Ermessen. Der Schalter ist umgelegt, und man ist ganz bei der Sache bzw. ihr ganz ausgeliefert. Na ja, mit diesem seltsamen Oszillieren zwischen Sachlichkeit und Menschlichkeit.

(100/713)

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Theologie und Physik in ihrer Fragwürdigkeit

Unter der Theologie verstehe ich mehr den Gegenstand der theologischen Disziplin, bei der es sich um die Disziplin eines Glaubens handelt. Und die Physik ist weniger Naturwissen(schaft) als Naturforschung. Glauben und Forschen zielen, jedes auf seine Art, auf Wissen und Wahrheit. Wie gut sie zielen, ist Nahrung für nicht enden wollende und trotzdem gern von "abschließenden" Statements begleitete Diskussionen. Es kann nach menschlichem Ermessen so wenig sein, dass alle Fragen offen bleiben, wie es sein kann, dass das letzte Wort gesprochen, die letzte Antwort gegeben ist. Dementsprechend verhalten sich Religion und Wissenschaft und jede andere Grunddisziplin des fragwürdigen Menschseins.

(100/695)

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Wal

Den Wal pflegt man nicht mehr "Walfisch" zu nennen, seit sich herumgesprochen hat, dass seine Flossen für das Leben im Wasser umgestaltete Füße eines Paarhufers sind und er deshalb streng genommen zu den Landwirbeltieren zählt, näherhin zu den höheren Meeressäugern. Insofern gehören zu den nächsten Verwandten der Wale die Flusspferde, auch wenn sich diese nicht ständig im Wasser aufhalten. Eindeutig um einen Fisch handelt es sich dagegen beim Wels, obwohl sich diese Bezeichnung von "Wal" herleitet. Für die Verhältnisse in Flüssen sind Welse immerhin große Wassertiere und daher sozusagen walartige Geschöpfe, zumal dann, wenn man die Delphine zum Größenvergleich heranzieht.

(100/680)

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http://de.wikipedia.org/wiki/Wal

QUELLE
Duden 7. Das Herkunftswörterbuch (2001)

Wagners Ring – Walküre 2.4

Brünnhilde erscheint Siegmund und teilt ihm mit, dass sie ihn zur Wal gekürt habe. Als ihm klar wird, dass dies seinen Heldentod und die Trennung von Sieglinde bedeutet, schickt er sich an, die Schwester zu töten; denn die durch ihn schwanger gewordene Geliebte wolle er um keinen noch so hehren Preis in andere Obhut geben außer der seinen, in die Brünnhildes so wenig wie zurück in Hundings. Die Walküre ist derart von Mitleid ergriffen, dass sie darüber Wotans Auftrag vergisst und nur noch eine Aufgabe kennt: ihrem Schützling trotz des entzauberten Schwerts zum Sieg über den wütenden Ehegemahl zu verhelfen.

(100/613)

QUELLE
Richard Wagner: Die Walküre, Zweiter Aufzug, Vierte Szene

2013-03 / Zeitgeschehen im März

Nordkorea droht im Zuge verschärfter UN-Sanktionen den USA mit einem atomaren Erstschlag und kündigt nach sechzig Jahren den Waffenstillstand mit Südkorea. In der Vatikanstadt ist Mitte des Monats nach zweitägigem Konklave der Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt: der argentinische Kardinal und Jesuit Jorge Mario Bergoglio (76) beginnt als Franziskus I. sein Pontifikat. Mit der seit 2008 zur Euro-Zone gehörenden Republik Zypern handeln EU und IWF ein vor allem für zypriotische Sparer schmerzhaftes finanzielles Hilfspaket gegen den drohenden Staatsbankrott aus. Vermittelt durch US-Präsident Obama, gehen knapp zwei Jahre nach dem blutigen "Ship-to-Gaza"-Zwischenfall Israel und die Türkei diplomatisch wieder aufeinander zu.

(100/736)

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http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4rz_2013