Sonntag, 10. März 2013

Ist das Lesen am wichtigsten?

Wer das Lesen, diese vervollständigende Gedankenübertragung, einmal lieben gelernt hat, – um welchen Preis wollte der es noch missen? Ich meine kein beiläufiges Lesen, sondern das ausschließliche, bei dem, wenn es aufmerksam ausgeübt wird, jedesmal eine ganze Vorstellungswelt sich aufbaut, die nicht flüchtig, wie etwa ein Traum, vorüberzieht, sondern ganz nach Belieben des Lesers gegenwärtig zu bleiben vermag, je nachdem, wie er den Lesestoff dreht und wendet, auf sich wirken lässt und begutachtet. Ich pflege jeden Lektüretermin zu feiern wie einen Gedenktag und lasse nur selten irgend einen Tag keinen solchen sein. So ernst ist es mir mit diesem Freudentaumel.

100 Wörter, 675 Zeichen

ZITAT
Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein.
(Gotthold Ephraim Lessing, Sinngedichte)

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