Sonntag, 30. Juni 2013

Abrahams Knecht führt Rebekka zu Isaak (1. Mose 24)

Gottes Volk steckt noch in den Anfängen. Es wächst nicht ohne Weiteres. Oft genug auf Umwegen will jedes neue Mitglied gefunden und geprüft sein. Es kommt beim Auswählen nicht auf äußere Merkmale oder Vorzüge, sondern auf die innere, geistige Tauglichkeit an. Dem Volke Gottes wachsen Menschen zu, die sich in Demut üben: Knechte und Mägde des einzigen Herrn, der jedes Menschen "Zuversicht" (Psalm 71) und "Zuflucht für und für" (Psalm 90) zu sein sowohl die Macht als auch die Güte hat und dessen unendliche Geduld und Barmherzigkeit ebenfalls einzigartig sind. Es gilt einen Liebesbund, wie er nachhaltiger nicht sein kann.

(100/626)

QUELLE

Hut

Mit dem Wort "Hut" ist Unterschiedliches angedeutet. Das drückt sich bereits dadurch aus, dass "der Hut" und "die Hut" gesagt werden kann. Der "männliche" Hut ist eine Kopfbedeckung; bei der "weiblichen" Hut handelt es sich um Schutzgewährung – auch Obhut genannt, in die Schützlinge genommen werden. Nun können wir durchaus sagen, dass auch der Hut Schutz gewährt, indem er nämlich als seinen besonderen Schützling den Kopf in Obhut nimmt. Der Hut ist demnach ein Fall der Hut. Obwohl also etwa eine Radfahrerin mit einem Schutzhelm eher behütet ist als mit einem Strohhut, ist beides wortgeschichtlich unter einen Hut zu bringen.

(100/631)

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Herkunftswörterbücher

Freitag, 28. Juni 2013

Ist das Wesen am wichtigsten?

Ist zu viel Wesen um das Wesen gemacht worden? Oder kann gar nicht genug darum gemacht werden? Oh doch, mehr als genug! Ein Unwesen ist es, das Wesen – und damit das Wesentliche – zu funktionalisieren, Unwesentlichem preiszugeben. Im immer himmelschreienderen Übermaß müssen Lebewesen dieses "Schicksal" erleiden, seit es die Biotechnik gibt. Die Funktionalisierung des Lebens ist seine Wesensentfremdung, die bereits mit jeder Wesensbestimmung, mit jeder Klassifizierung, Spezifizierung, Identifizierung durch die wissenschaftliche Logik einsetzt. Wo nur noch dieses Unwesen west, das heißt sein Anwesen hat, werden Wesen und Verwesen ununterscheidbar. Wesentliches mag nur noch im Abwesenden und Gewesenen nachzuweisen sein.

(100/726)

ZITAT
Das Wesen des Menschen besteht darin, dass er kein Wesen hat.
(Günther Andres, Die Antiquiertheit des Menschen 2)

LITERATUR
Ernst Cassirer: Substanzbegriff und Funktionsbegriff

Seligpreisung

Wir können wunschlos glücklich sein; denn wir haben alles, wenn wir das Wort Gottes haben: das Glück – auch noch im Unglück; die Freude – auch noch im Leid; das Heil – auch noch im Unheil; das Gute – auch noch im Bösen; die Liebe – auch noch im Hass; die Freiheit – auch noch im Notstand; den Frieden – auch noch im Krieg; das Leben – auch noch im Tod; den Geist – auch noch im Ungeist; das Wahre – auch noch im Falschen. Wir müssen das Wort Gottes nur zu schätzen wissen. Mögen wir annehmen, was uns frommt.

(100/508)

Donnerstag, 27. Juni 2013

Landgewinn durch Graberwerb (1. Mose 23)

Der im fremden Land angesiedelte Abraham hat den Tod seiner Ehefrau Sara zu beklagen. Wegen ihres Begräbnisses tritt er mit den Einheimischen in Verhandlung. Bei diesen ist er als Mann Gottes hoch geachtet, und sie möchten ihm die vornehmste Grabstätte des Ortes schenken. Abraham aber geht es um den ordentlichen Erwerb eines Familiengrabs und damit eines Stücks eigenen Grundes in der Fremde. Vor dem am Tor versammelten Rat kommt der Kaufvertrag zustande, ohne dass der wohlhabende Witwer den erstgenannten Preis herunterhandelt. Das rechtskräftig erstandene Stück weit kann er nun sich und die Seinen als zur Bürgerschaft des Landes gehörig ansehen.

(100/653)

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Mittwoch, 26. Juni 2013

Sein einziges Kind schlachten (1. Mose 22)

Wenn wir uns umsehen, ob in der eng begrenzten Lebenszeit oder im Großen und Ganzen der Weltgeschichte, finden wir gewiss vieles gut, aber ganz gewiss nicht alles. Kann trotzdem alles zum Guten gereichen? Wer's glaubt ... Wer das glaubt, lebt im Vertrauen auf eine Erste Person, die nicht das Ego ist, aus dem man das hier unzulängliche Selbstvertrauen zu schöpfen pflegt. Was auch immer Böses geschehen ist oder geschehen könnte, kann dem in Anbetracht des Vertrauenswürdigsten Vertrauenden das Vertrauen darauf, dass alles gut wird, nicht aufzehren. So übersteht er schwerste Prüfungen, die jedem erspart bleiben mögen, ohne jedem erspart zu bleiben.

(100/654)

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Montag, 24. Juni 2013

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich

Beim Spielen mit ihrer goldenen Kugel passiert der jüngsten Königstochter ein Missgeschick. Einen Frosch muss sie bitten, das Spielgerät aus dem Teich zu holen, und ihn zur Belohnung als Spielgefährten aufnehmen. Ihr Vater gemahnt sie, das Versprechen zu halten. Als sie im Schlafgemach den glitschigen Gesellen gegen die Wand wirft, steht plötzlich stattdessen ein Königssohn vor ihr. Sie werden sich einig, und er bringt sie mit seiner Kutsche in sein Schloss. Unterwegs ist seinem treuen Begleiter Heinrich ein Stein vom Herzen gefallen – genauer gesagt: drei Eisenringe von seiner Brust, die ihn während der Verwünschung beengten, und nacheinander aufgebrochen sind.

(100/670)

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Sonntag, 23. Juni 2013

Isaak verdrängt Ismael (1. Mose 21)

Isaak ist im Wortsinn der lachen machende Sohn Abrahams und Saras. "Das gibt's doch nicht", kann man zu seinem Auf-die-Welt-kommen lachend sagen. Kaum zu glauben, was Gott möglich ist! Jedes Menschenleben ist so einzigartig wie unwahrscheinlich – einfach nicht normal. Der ausrechenbare Durchschnittsmensch kommt in Wahrheit nicht vor. Wir können ihn wie den Ismael ausschließen und schlussendlich vergessen. Er kommt als Angehöriger des auserwählten Volks nicht in Betracht, höchstens als Vertreter einer bürokratisch zurechtgelegten Muster- oder Gegengesellschaft. Während sich das Plankind vom Reißbrett verflüchtigt, erregt das Wunschkind von Gottes Gnaden als Lichtblick für die Welt die Aufmerksamkeit selbst von Königen.

(100/727)

QUELLE

Samoa

Der an der Datumsgrenze gelegene südpazifische Inselstaat Samoa, einstmals Deutsch-Samoa (1900-1914), ist seit 1962 unabhängig. Das im 19. Jahrhundert von britischen Missionaren christianisierte Commonwealth- und UNO-Mitglied bildet den weitaus größten Teil der polynesischen Samoainseln; der Südosten ist Außengebiet der USA. Zwischenzeitlich hatte das heute noch freundschaftlich verbundene Neuseeland die Hoheit über Westsamoa. Gut 180.000 Menschen, darunter etwa fünftausend mit europäischen Vorfahren, verteilen sich auf vier bewohnte von insgesamt zehn Inseln. Die mehr als 80.000 Einwohner zählende Hauptstadt Apia liegt auf der größten Insel Upolu. Politisch bestimmend sind auch im Rahmen der parlamentarischen Demokratie Familienclans und ihre "Häuptlinge" geblieben.

(100/777)

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Mus

Mus ist im heutigen Sprachgebrauch ein anderes Wort für Brei. Während das fast gleichlautende französische "mousse" eine schaumige Süßspeise bezeichnet und etymologisch auf ein Wort für Honig zurückgeht, kann es sich bei einem Mus außer um Essbares beispielsweise um den ungenießbaren, aus einem Flechtenbrei gewonnenen Farbstoff Lackmus handeln. Die Ableitungen Gemüse und Müsli verweisen indessen auf den kulinarischen Bedeutungsschwerpunkt. Im selben Sinn erklärt sich die Verwandtschaft mit dem als Speiseschwert verstandenen Messer sowie mit der Mästung, die den Speise- oder Mastdarm beschäftigt; nicht zu vergessen die Mettwurst. Bis zum Offiziersrang bringt es auf Schiffen mancher Tisch- beziehungsweise Essensgenosse: ein Maat.

(100/737)

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Herkunftswörterbücher

Samstag, 22. Juni 2013

Eine Buchempfehlung zur Tierwirtschaft

Tieren geschieht Unsägliches, täglich millionen- und abermillionenfach. Die Unmenschlichkeit von Folter und Völkermord ist heute in zivilisierten Staaten als Rückfall in die Barbarei geächtet. Ebendort berühren uns gleichzeitig noch kaum das Unrecht und die fabrikmäßigen Grausamkeiten, deren Überreste wir in allerlei Form, zumal massenhaft als "Fisch und Fleisch" verkonsumieren. "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer ist ein notwendiges Buch, das seine Leser emotional strapazieren mag, doch ganz gewiss nicht derart leiden lässt wie die "Helden", von denen es handelt. Harte Dokumentationen, daneben aber durchaus ermutigende Geschichten wollen jeden Sensibilisierbaren mit ins Boot nehmen für eine wieder akzeptablere Land- und Tierwirtschaft.

(100/749)

DAS BUCH
Jonathan Safran Foer (2009): Tiere essen (Eating Animals);
Kiepenheuer & Witsch 2010 / Fischer Taschenbuch 2012

Donnerstag, 20. Juni 2013

Neuland Internet

"Das Internet ist für uns alle Neuland ..." Diese Bemerkelung der Bundeskanzlerin beim Deutschlandbesuch von US-Präsident Obama hat unter den Twitterern im besagten Neuland viel altklugen Staub aufgewirbelt. Aber die sollen sich nicht so haben: das Internet ist Neuland. Der Buchdruck war es übrigens jahrhundertelang. Ein paar Jahrzehnte ist auch heutzutage eine neue Schlüsseltechnologie durchaus neu. Sie und ihre Nutzung stecken wirklich noch in den Kinderschuhen. Da ist noch jede Menge abzuklären: technisch, ökonomisch, rechtlich, politisch und ... und ... und ... Eine Philosophie des Internets wäre heute so verfrüht wie die Philosophie einer nachkapitalistischen Gesellschaft. Beiden Erscheinungen fehlt noch der konkrete Begriff.

(100/740)

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LITERATUR
Hegel: Phänomenologie des Geistes

Mittwoch, 19. Juni 2013

Benjamin 15.7.1912 bis 14.7.1913

Der 20-jährige Walter Benjamin bezog eine eigene Position zum Zionismus. Konfrontiert wurde er mit dieser politischen Ideologie im Ostseebad Stolpmünde, wo er 1912 die Sommerferien verbrachte. Kurt Tuchler (17), ein Verfechter der jüdischen Spielart des Nationalismus, war dort sein intensiver Gesprächspartner. Im anschließenden Briefwechsel mit dem gleichaltrigen Kommilitonen Ludwig Strauß bekannte Benjamin sich zu einem "Kultur-Zionismus", wonach Juden mehr als Angehörige anderer Völker prädestiniert seien, der Idee des Menschseins gerecht zu werden. Damit wahrte er die geistige Nähe zu seinem reformpädagogischen Lehrer Gustav Wyneken (37), in dessen liberal-hegelianischem Sinn er sich als Student in Berlin und Freiburg auch rednerisch hervortat.

(100/757)

BILD

QUELLEN
Walter Benjamin: Gesammelte Schriften (Suhrkamp)
Werner Fuld: Walter Benjamin. Zwischen den Stühlen (Fischer)
Bernd Witte: Walter Benjamin (Rowohlt)

Montag, 17. Juni 2013

Sao Tomé und Príncipe

Die seit 1975 unabhängige westafrikanische Inselrepublik Sao Tomé und Príncipe liegt im Golf von Guinea und damit kartographisch genau in der Mitte der Staatenwelt; denn hier kreuzt sich der Nullmeridian mit dem Äquator. Noch weltbekannter ist ein lokales Ereignis aus dem Jahre 1919: auf Príncipe erbrachte der britische Physiker Arthur Eddington bei der Beobachtung einer Sonnenfinsternis den experimentellen Beweis von Albert Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie. Portugiesische Seefahrer hatten 1470 die beiden Inseln unbewohnt angetroffen. Heute lebt dort eine stark auf Entwicklungshilfe angewiesene portugiesisch-schwarzafrikanische Mischbevölkerung: rund 170.000 Menschen auf rund 1000 Quadratkilometern. Eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive eröffnen die Ölvorkommen in der Region.

(100/798)

WIKIPEDIA

YOUTUBE

LITERATUR
Kleines Afrika-Lexikon (Beck 2004)

Sonntag, 16. Juni 2013

Die Gottgefälligkeit des Fremden (1. Mose 20)

Gottbegnadete wie Abraham und Sara sind Fremde unter Fremden. In der Fremde können sie kein Verständnis erwarten – andere Regionen, andere Religionen. Aber ihr Gnadengeber steht für das Unerwartete. Wo der allzumenschliche Mensch anderen Menschen misstraut, ist der menschliche Gott schon immer bei diesen anderen eingekehrt. Jederzeit kann der Fremdeste der Nächste sein und die Liebe das Gebot des Augenblicks, das jedem Menschen auch zu Gebote Stehende. Alle sind von Gott und damit füreinander geschaffen. Trotz vielerlei vorläufigen und zwischenzeitlichen Fremdelns ist die Zusammengehörigkeit das Offenbarere und Offenbarendere. Fremd werden kann unsereins sogar sich selber und ebenfalls nie für immer.

(100/709)

QUELLE
Bibel, Buch Genesis, Kapitel 20

Mittwoch, 12. Juni 2013

Kap

Ein Kap ist ein Kopf im übertragenen Sinn, und zwar im Sinn eines Kopfstücks von Gebirgen. Doch obwohl "Kap" – französisch "cap" – und "Kopf" sehr ähnlich klingen, sind sie etymologisch nicht verwandt. "Kopf" gehört vielmehr zur selben Wortgeschichte wie das englische "cup", während für das Kap der Guten Hoffnung und andere Felsvorsprünge das lateinische "caput" Pate steht. Der Bedeutungsakzent liegt dabei auf der führenden Stellung des "Kap" und anderenorts dann "Kapitän" oder "Chef" Genannten, die als Köpfe im Sinne von Häuptlingen gelten. Dies alles steht in Verbindung mit dem ursprünglich an der Kopfzahl des Viehs festgemachten Reichtum: dem Kapital.

(100/662)

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Etymologische Wörterbücher

LITERATUR
Jacques Derrida (1991): L'autre cap / Das andere Kap

Der Wille zum Kapitalismus

Marx entwickelte den Begriff des Kapitals aus dem der Ware, und zwar so, dass unter dem Kapitalismus eine Welt vorzustellen ist, in der nur solches angetroffen wird, was einen Preis hat. Im Kapitalismus wird also die ganze Welt als Markt verstanden, als Warenwelt eben. Darauf ist ihre Komplexität reduziert. Und weil der Wille stark genug gewesen ist, diese eigentlich abstrakte Idee in den konkreten Beziehungen zwischen den "Warenbesitzern" als vollendete Tatsache zu etablieren, kann der Amoklauf des Kapitalismus als "sich zu Tode siegenden Systems" sein Ziel erreichen. Daneben dürfte sich im günstigsten Fall nur das Mitleid noch bis zuletzt aufrechterhalten.

(100/666)

LITERATUR
  • Karl Marx: Das Kapital (Band 1: 1867, Band 2: 1885, Band 3: 1894) 
  • Lothar Mayer: Ein System siegt sich zu Tode (Publik-Forum 1992)
  • Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung (1819, 1844, 1859)

Montag, 10. Juni 2013

Kapitalismus

Der Kapitalismus ist eine verheerende und die bisher ungebändigtste Form des Wirtschaftens. Sie wird weltweit von der herrschenden Realpolitik favorisiert und legitimiert. Dabei widerfährt den wertvollen Gütern in einem allgemeinen Wettkampf um günstigste Marktpreise eine stetige Entwertung. Für die wachsende und an diesem aufreibenden Betrieb notgedrungen teilnehmende Menschheit bedeutet das die Abhebung weniger Gewinner, die übermäßigen Reichtum anhäufen, von vielen Verlierern, die um das, womit sie sich abzufinden haben, noch untereinander konkurrieren. Der übrigen Lebenswelt ergeht es ähnlich: Beschleunigt dank fortgeschrittener Arbeitsmittel, werden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bis zu ihrer Wesensentfremdung ausgenutzt oder diesseits wie jenseits des Meeresspiegels schonungslos ausgerottet.

(100/812)

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Der Wille zum Kapitalismus

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Sonntag, 9. Juni 2013

Nobelpreis für eine Halsabschneiderei, die gerade noch gefehlt hatte

Mit der Gründung seiner Bank für die Armen entdeckte Muhammad Yunus eine Marktlücke. Kleine Leute durften sich verschulden, um kleine Geschäfte machen zu können. Unzählige Unterschichtler haben sich auf sein Mikrokredit-Angebot eingelassen und lieber hohe Zinsen zahlen als mittellos bleiben wollen. Und viele sind erfolgreiche kleine Geschäftsleute geworden. Die allermeisten aber nicht; denn sie haben sich nicht so gut wie die erfolgreichen Konkurrenten auf Geschäfte verstanden oder bloß mit dem geliehenen Geld einmal etwas besser leben wollen. Zur Schuldenbegleichung haben sie sich nochmals bei einer Mikrokredit-Bank verschuldet. Diesen neuen Notstand der bettelarmen Bevölkerung nutzt die Finanzbranche seitdem überall weidlich aus.

(100/741)

ZITAT
Die preisgekrönte Idee, die Armut dadurch "ins Museum zu verbannen" (Yunus), dass man die von ihr Betroffenen zu Kleinunternehmern macht, erweist sich im großangelegten Feldversuch als Witz.

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Aussichten der globalen Armutsbekämpfung durch Spendenfinanzierung

Was wäre, wüchse das Almosen-Aufkommen dermaßen, dass kein Mensch mehr Hunger litte, garantierten also diejenigen, die einen Teil ihres Geldes entbehren können, durch milde Gaben ein hinreichendes Grundeinkommen aller Bedürftigen? Es müsste dann nicht gewartet werden, bis in sämtlichen Staaten die Sozialpolitik so weit fortgeschritten sein wird wie etwa in Deutschland, wo sich Armutsflüchtlinge selbst im ungünstigsten Fall von "Hartz 4" einen zwar nur sehr bescheidenen Lebensunterhalt ausrechnen, aber immerhin einen solchen, bei dem sie genug zu essen haben. Nach heutigem Stand lassen die privaten Mittelbeschaffungsaktivitäten, aber auch revolutionärere Initiativen noch zu wünschen übrig für das auskömmliche Leben eines jeden.

(100/736)

ZITAT
Die Spender erklären mit ihren Almosen die Gründe des Elends für belanglos.

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Freitag, 7. Juni 2013

Dubai

Auf der arabischen Halbinsel sind zur Jahrtausendwende einige Scheichs so unermesslich wohlhabend geworden, dass mancher von ihnen unternehmungslustiger wurde, als bloß das wie Öl sprudelnde Geld auf Bankkonten "arbeiten" zu lassen. Weil im Emirat Dubai der Vorrat an "schwarzem Gold" ohnehin zur Neige ging, kam der Milliardärssohn Muhammad bin Raschid Al Maktum auf die Idee, seine Steueroase am Persischen Golf in einen Standort für neue Hauptgeschäftsfelder zu verwandeln, die internationale Investoren ähnlich unfehlbar anlocken sollten wie der energiereiche Rohstoff im Wüstenboden. So entstanden in der Metropole Dubai-City mittels zahlloser meist für Hungerlöhne angeheuerter Arbeitsmigranten die bombastischsten Welthandelshäuser, Multimillionärsquartiere und Touristenattraktionen.

mit

Es steht mir sehr weitgehend frei, womit ich etwas zu tun haben will, aber irgendwomit muss ich etwas zu tun haben; denn es bleibt nicht aus, dass ich als Artgenosse, also als Mitmensch, verstanden werde und die Weise meines Mitmenschseins, also meiner Mitmenschlichkeit, erfahren wird, und so erhebt sich permanent die Frage nach meinem Mitdenken, nach meinem Mitfühlen, nach meinem Mitleiden, nach meinem Mithelfen, nach meinem Mitmachen, nach meinem Mitreden, nach meiner Mitverantwortung, nach meinem Mitengagement, nach meinen Mitgliedschaften, kurz: die Frage nach dem Mit-mir und dem Nicht-mit-mir; denn das wirkliche Sein ist Mitsein, und Sein ohne alles ist Nichtsein.

(100/677)

LITERATUR
  • Hegel: Wissenschaft der Logik,
    Erstes Buch, Erstes Kapitel. Sein
  • Heidegger: Sein und Zeit,
    § 26. Das Mitdasein der Anderen und das alltägliche Mitsein

Mittwoch, 5. Juni 2013

Warum ich Vegetarier sein will

Obwohl das statistische Risiko größer ist, etwa an Krebs zu erkranken, wenn man öfter als einmal in der Woche Fleisch auf dem Speiseplan hat, wenn man sich also in dieser Hinsicht nicht ausgewogen ernährt, trägt in erster Linie nicht der gesundheitliche Gesichtspunkt zu meiner Entscheidung bei, künftig auf fleischliche Kost zu verzichten, sondern die Bilder der oft lebenslangen Qualen und Leiden, welchen der Großteil der von Menschen gefangenen und getöteten Tiere ausgesetzt wird, also deren völlig unwürdige Behandlung, um einer in vieler Hinsicht maßlos gewordenen Nahrungsmittelindustrie als Rohstoff zur Verfügung zu stehen, womit ein Raubbau an der übrigen Natur einhergeht.

(100/684)

Sonntag, 2. Juni 2013

Barbados

Obwohl Barbados die östlichste, das heißt am weitesten im Atlantik "vorgelagerte Insel (ante ilium)" der Kleinen Antillen ist, wurde sie von Kolumbus auf all seinen Entdeckungsfahrten verfehlt. Ihren Namen "die Bärtigen (os barbados)" erhielt sie 1536 vom Seefahrer Pedro Campos wegen der vielen Luftwurzeln an den dortigen Feigenbäumen. Seit dem 17. Jahrhundert beschäftigten englische Kolonisten afrikanische Sklaven auf ergiebigen Zuckerrohrplantagen. 1966 wurde Barbados unabhängiges Mitglied des Commonwealth. Der touristisch attraktive Inselstaat, zu dem noch der Felsen Culpepper Island gehört, ist 430 Quadratkilometer groß und hat knapp 300.000 Einwohner, von denen ein Drittel in der Hauptstadt Bridgetown lebt.

(100/721)

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Barbados (Wikipedia)

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Barbados (reisefernsehen.com)

Samstag, 1. Juni 2013

Maß

Ein Maß wird durch ein Abschreiten gefunden. Im wörtlichen Sinn abgeschritten ist die Einheit des Längenmaßes, der (oder das) etwa eine Schrittlänge betragende Meter. Im übertragenen Sinn abgeschritten sind alle anderen Maßeinheiten. Im anschaulichen Sinn ist der am Himmel "wandernde" Mond ein Abschreitender, und ein Abschreiten im Geiste ist der meditierende Gedankengang. Als höchst bewanderter Mensch galt einst der nicht bloß heilkundige Medikus. Die moderne Wissenschaft nimmt überall messtechnisch Maß. Musik und Lyrik legen ihren Ton- und Dichtkunstwerken eine Metrik zugrunde. Im sittlichen Leben gelangt der Mensch nach Maßgabe klassischer Philosophen zur goldenen Mitte zwischen Wollen und Müssen durch Mäßigung.

(100/724)

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Mal

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Etymologische Wörterbücher

2013-05 / Zeitgeschehen im Mai

In den USA ist Forschern das Klonen menschlichen Lebens gelungen, indem sie aus einer menschlichen Hautzelle die Stammzelle desselben Menschen noch einmal erzeugt haben. – In Bangladesch begräbt das einstürzende Gebäude einer Textilfabrik über tausend Menschen unter sich, wodurch die miserablen Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern erhöhte Aufmerksamkeit erregen. – In München beginnt der Prozess gegen die Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)", die von 2000 bis 2007 zehn Morde beging, wobei die deutschen Strafverfolgungsbehörden vielfach versagten. – Die USA, Großbritannien, Australien und Deutschland üben gemeinsam Druck auf die weltweit verteilten Steueroasen aus, nachdem ihnen teils schon seit Jahren Datenmaterial über Steuerflüchtlinge vorliegt.

(100/777)

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Mai 2013 (Wikipedia)