Sonntag, 31. März 2013

Ist Gott am wichtigsten?

Vieles ist und geschieht, Gutes und Böses. Von Gott kommt alles Gute, und Gott erleidet alles Böse. Das ist sein Wesen. Wo irgendein Wesen leidet, leidet Gott. Das Leiden Gottes ist das Gute im Bösen. Das Erlittene ist nicht gut, aber durch das Leiden kann alles gut werden, und durch das Leiden Gottes ist alles Gute vollbracht. Das Zeichen des Guten im Bösen ist das Kreuzzeichen. Ein Gott, der in dieser Welt nicht litte, wäre kein Gott für die Leidenden. Er wäre kein guter Gott, sondern ein Abgott. Weil Gottes Wesen durch und durch gut ist, ist er der Gekreuzigte.

(100/570)

ZITAT
Nur ein Gott kann uns retten.
(Martin Heidegger, Spiegel-Gespräch)

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2 Kommentare:

  1. Ich tue mir oft etwas schwer ein klares Konzept zu erkennen, das durch den Bezeichner "Gott" referenziert wird.
    Ich bezweifle, dass sich "Gott" so einfach definieren, beschreiben und bewerten lässt.

    Wenn man "Gott" allerdings als "Vater", als "Schöpfer" und "Erschaffer" des Kosmos und des Lebens begreift, dann sollte man davon ausgehen können, dass "Gott" all das repräsentiert, was das Phänomen des Lebens entwickelt, stärkt, stabilisiert und fördert und erhält...
    Also alles was zur Entfaltung des Lebens im Kosmos als "gut" empfunden werden kann.
    Und das "(Er)Leiden" und alles, was einigt, erduldet, beschwichtigt und versöhnt ist dementsprechend als ein Auffangen negativer, destruktiver Tendenzen zu verstehen, das gegen das Prinzip des Logos/ gegen das Leben wirken kann.
    Die Eskalation von Schmerz, Leiden, Konflikten und Ungerechtigkeit kann durch das "Erleiden" aufgefangen werden.
    Also liegt die Assoziation nahe, dass dieses Erleiden auch als Ausdruck der Motivation aufgefasst werden kann, die man als konvergent zum "Willen des Schöpfers" verstehen kann.
    Leiden und Konflikt finden dann ein Ende, wenn jemand bereit ist Verantwortung zu übernehmen, zu erdulden und zu ertragen, ohne eine weitere Eskalation des Leidens zu befördern oder weiter Gewalt zu säen.
    Allerdings steht dem das Argument entgegen, dass man dem "Bösen" womöglich zu viel Spielraum gibt, wenn man nicht entsprechend aktiv Widerstand leistet... Es gibt durchaus Situationen, in denen eine tatkräftige Intervention angebracht und notwendig erscheint.
    In jedem Fall geht es wohl darum Klarheit zu schaffen, über die Handlungsmöglichkeiten, die zur Entscheidung offen stehen.
    Das "Böse" entsteht wohl vor allem dadurch, dass optimale Optionen zur kooperativen und solidarischen Problemlösung übersehen oder eingeschränkt werden.
    Freiheit im Handeln ist sicherlich die fundamentale Voraussetzung dafür, dass Menschen "gut" und "richtig"/ verantwortungsvoll miteinander umgehen können.
    Durch ehrliche, offene und aufrichtige Kommunikation erschließt man optimale Freiheitsgrade...
    Vielleicht liegt letztendlich in der Optimierung unserer Kommunikation ein wichtiger Schlüssel zur Vermeidung von Situationen, in denen irgendjemand irgendetwas erleiden oder irgendwo gewaltsam einschreiten muss.
    Um entscheiden zu können, was "gut" ist... oder um das "Gute" verstehen und vollbringen zu können geht es darum Klarheit zu schaffen, was uns an Optionen zur Bewältigung von Problemen und Konflikten offen steht.

    Dementsprechend kommen wir "Gott" oder "Gottes Willen" wohl auch näher, je mehr wir einander näher kommen und uns gegenseitig verstehen lernen.
    Damit das funktioniert gehört es bestimmt auch dazu, sich selbst verstehen zu lernen und dabei die Identifikation mit unseren Befindlichkeiten aufgeben zu können.

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    1. Nichts gegen den pragmatisch-humanistischen Ansatz eines "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott", den man auch atheistisch nennen kann, obwohl darin von Gott und Gottes Hilfe die Rede ist. Aber er führt letztlich nicht einmal bei heißestem Bemühen weit genug; denn es kommt aller Erfahrung nach immer etwas dazwischen. Deshalb sehen gerade noch Gläubige jederzeit das Theodizeeproblem – "Warum lässt Gott das zu?" – und antworten bereits Ungläubige: "Wenn es ihn gäbe, ließe er es nicht zu." Zwischen dieser Frage und dieser Antwort bewegt sich die obige Wesensbetrachtung, womit also durchaus nicht einem es sich allzu leicht machenden frommen Fatalismus das Wort geredet sein soll. Mit wie ohne Gott steht uns vieles zu Gebote.

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